Bayern 2

radioWissen Der Erste Weltkrieg in Literatur und Musik

Joseph Roth, österreichischer Schriftsteller und Journalist | Bild: S.M. / Süddeutsche Zeitung Photo

Dienstag, 22.07.2014
09:05 bis 10:00 Uhr

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BAYERN 2

Musik macht mobil
Die Klänge des Ersten Weltkrieges
Autor und Regie: Markus Vanhoefer

Joseph Roth
Der Radetzky-Marsch
Autorin und Regie: Gabriele Knetsch

Das Kalenderblatt
22.7.1914
Schauspieler Charles Regnier geboren
Autor: Anatol Regnier

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Musik mag eine Weltsprache sein, eine friedliche, die Koexistenz der Völker befruchtende Kunst muss sie deshalb nicht zwangsläufig sein. Auch die "Kunst der schönen Töne" schafft Gräben, beflügelt Vorurteile, sorgt für Aggression und Gewalt. So gab es in der Geschichte der westlichen Zivilisation immer wieder Momente, in denen Komponist für Ideologien und Nationalismen Partei ergriff, in denen sich Stücke martialisch zeigten und leichte Lieder und schwere Symphonien als "ideelle Geschütze" von Politik und Kriegsführung zum Einsatz kam. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs war so eine Situation. Was bedeutete 1914 für die Musik, wie reagierten die Künstler, und wie wurde die Entwicklung des Musiklebens von Europas großer Tragödie beeinflusst?
Joseph Roths "Radetzky-Marsch" zeigt exemplarisch, wie sich der Ausbruch des Ersten Weltkrieg auf Literatur und Musik auswirkte.
Sonntags dampft der Tafelspitz auf dem Tisch, unter dem Fenster spielt die Militärkapelle den Radetzkymarsch. Das Leben des Bezirkshauptmanns von Trotta spielt sich ab zwischen seiner Amtsstube in einer habsburgischen Provinzstadt, dem Kaffeehaus und dem bürgerlichen Salon seiner Wohnung. Joseph Roth schildert in seinem Roman ein trügerisches Idyll, das nicht mehr lange vorhält. Die Familie von Trotta ist dem Untergang geweiht wie das österreichische Kaiserreich selbst. Auch das Militär, die zweite Stütze der Habsburg-Monarchie, kommt nicht besser weg. Schmucke Offiziere, Ehren und Männlichkeit - das ist das schöne Bild, das sich der Hauptmann von diesem Berufsstand macht. Sein Sohn erlebt als Leutnant die Wirklichkeit - und zerbricht an ihr. Am Rand des Reiches des Doppeladlers, in einer Provinzstadt in Galizien, führt Carl Joseph von Trotta eine öde Kasernenexistenz, die geprägt ist von Langeweile, Ehrenhändeln, Spiel- und Trunksucht. Joseph Roth singt in seinem Roman den Abgesang auf das Kaiserreich - und beschwört in "Radetzky-Marsch" einen Habsburg-Mythos, den er als Utopie gegen das heraufziehende Nazireich setzt. Eine Utopie der Vielsprachigkeit, der Weltoffenheit und der Verständigung verschiedenster Völker.

Redaktion: Petra Herrmann
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