Bayern 2

Bayern - Land und Leute Das Eisstockschießen

Eisstockschießen auf zugefrorenem See | Bild: picture-alliance/dpa/Sven Simon

Montag, 01.01.2018
13:05 bis 13:30 Uhr

BAYERN 2

Das Eisstockschießen
Ein Wintersport mit Tradition - und ohne Zukunft?
Von Joseph Berlinger
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Eisstockschießen ist ein alter Volkssport. - Neumodisches Zeug wie Curling lassen wir hier außer Acht. - Der Eisstockschütze, der auf den Winter ungeduldig wartet, ist heiß auf das Spiel in der Kälte. Auch wenn er die meiste Zeit nur herumstehen muss: Es wird ihm warm ums Herz. Gelungene Schübe machen ihn glücklich, und die Geselligkeit in der Runde macht ihn froh. Das Spiel funktioniert ähnlich wie Boccia oder Boule: Man muss mit seinem Stock so nah wie möglich an die "Daubn" ran - und dazu setzt man sich vor den gegnerischen Stock oder man verjagt ihn mit Karacho. Oder man schiebt sich die Daubn dahin, wo man sie braucht.

Kraft ist ebenso gefragt wie Gefühl. Ein wenig Geometrie schadet auch nichts. Wer kein Zielwasser getrunken hat, dem nützt alles zusammen nichts. Das wärmende Trinken ist überhaupt das Wichtigste an so einem langen Tag auf dem kalten Eis. Der eine hat einen Tee dabei, der andere einen Schnaps. Und wer nichts dabei hat, trinkt bei den anderen mit.

Erstmals erwähnt ist das Eisstockschießen im 13. Jahrhundert in Skandinavien. Das können die Bayern und Österreicher, die sich einbilden, es erfunden zu haben, gerade noch verkraften. Aber dass auch die erste Abbildung aus dem Norden, vielmehr aus dem nördlichen Westen kommt, das setzt ihnen gewaltig zu. Aber vielleicht ist die 1565 von Pieter Bruegel gemalte "Winterlandschaft mit Eisläufern und Vogelfalle" nur falsch gedeutet worden.

Zur olympischen Disziplin hat es das Eisstockschießen zum Glück nicht gebracht. Auch wenn es 1936 und 1964 im Vorführprogramm der Olympischen Winterspiele war und 1951 in Garmisch-Partenkirchen die ersten Europameisterschaften stattfanden und 1983 die ersten Weltmeisterschaften.

Dass das Eisstockschießen vom Aussterben bedroht ist, wird immer wieder befürchtet. Denn die Mehrheit der Schützen ist im Rentenalter. Hans Ziegler ist mit 87 Jahren sogar noch Füssener Stadtmeister geworden. Aber, fragt Joseph Berlinger, wie kann ein Sport der Alten in einer Gesellschaft der Überalterung in Gefahr geraten? Dass in unseren Breiten von Jahr zu Jahr weniger Gewässer zufrieren, ist das große Unglück.