Bayern 2

     

Evangelische Perspektiven Demenz und Selbstbestimmung

Demenzkranke beim Ballspiel | Bild: picture-alliance/dpa

Sonntag, 24.09.2017
08:30 bis 09:00 Uhr

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BAYERN 2

Leben "ohne Geist"?
Demente zwischen Fürsorge und Selbstbestimmung
Von Rita Homfeldt
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Diagnose: Demenz. Übersetzt aus dem Lateinischen de mens heißt das "ohne Geist" oder "Unvernunft". Diese Worte schmerzen und schieben Betroffene gleichzeitig an den Rand unserer Leistungsgesellschaft. Medizinisch gibt es kein Mittel, das die Krankheit aufhält. Trotz intensiver Alzheimerforschung meinen Biomediziner wie Konrad Beyreuther, dass sie wohl auch in 20 Jahren gegen Demenz nichts in der Hand haben werden. Fest steht hingegen: Jeder kann daran erkranken, wenn er nur alt genug wird. Drei Millionen Demente soll es laut Schätzungen bis zum Jahr 2050 allein in Deutschland geben. Jüngere Schätzungen gehen hinsichtlich der demographischen Entwicklung noch deutlich darüber hinaus. "Ich denke, also bin ich", sagte der französische Philosoph René Decartes im 19. Jahrhundert. Was ist aber, wenn nach und nach das Gedächtnis abgebaut wird und dadurch kognitive, emotionale und soziale Fähigkeiten abhandenkommen? Helga Rohra ist eine sogenannte Demenz-Aktivistin. Seit über acht Jahren selbst an Demenz erkrankt, setzt sie sich für die Rechte von Menschen mit Demenz ein. In Lesungen spricht sie mit Betroffenen und Angehörigen. Sie hält der Gesellschaft den Spiegel vor, zeigt die kollektive Überforderung im Umgang mit Demenzerkrankten auf. Und weil in der Medizin auch in den nächsten Jahren keine Lösung zu erwarten ist, fordert der Theologe und Sozialwissenschaftler Reimer Gronemeyer eine Strategie gegen die sozialen Folgen von Demenz. Fürsorge und Selbstbestimmung, beides ist für ein "gutes" Leben mit Demenz nötig. Doch wie hält sich beides die Waage? Rita Homfeldt versucht in ihrem Feature auszuloten, wie die Gesellschaft, Angehörige und Betroffene miteinander umgehen können und dabei "menschlich" bleiben können.