Bayern 2

     

Bayern - Land und Leute Kurt Eisner zum 150. Geburtstag

Karikatur von Kurt Eisner, der triumphal den bayerischen Löwen reitet | Bild: picture-alliance/dpa/Mary Evans Picture Library

Sonntag, 14.05.2017
13:05 bis 13:30 Uhr

BAYERN 2

Kurt Eisner - der preußische Anti-Preuße
Bayerns erster Ministerpräsident und sein Verhältnis zu Berlin
Von Thomas Grasberger
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Der gebürtiger Berliner Kurt Eisner ist es, der im November 1918 in Bayern die Republik ausruft und die Dynastie Wittelsbach für abgesetzt erklärt. Ausgerechnet ein Preuße also, und obendrein ein Roter - als Unabhängiger Sozialist wird Eisner der erste bayerischer Ministerpräsident und Außenminister des neuen Volksstaates. Zur großen Verwunderung seiner Zeitgenossen aber ist dieser Pazifist und Idealist keineswegs Verfechter eines Zentralstaats. Im Gegenteil: Berlin ist für ihn, den Berliner Juden, ein Hort der Reaktion und des preußischen Militarismus. Diese beiden Elemente gelte es auszumerzen, um den Weltfrieden und eine politische Umgestaltung zu sichern.

Eisner, der sich selbst als "Hasser dieses alten Systems des Preußentums" bezeichnet, stellt in einer Rede vor Soldatenräten fest: "Ich bin gegen den Zentralismus in der auswärtigen Politik, in der inneren Politik, in der Parteipolitik, solange ich lebe." Eine Woche zuvor hatte er in seinem ersten Regierungsprogramm die Selbstbestimmung Bayerns gefordert. Sein Ziel waren - gegen alle zentralistischen Tendenzen seiner Zeit - die Vereinigten Staaten von Deutschland, die - einschließlich Österreich - nur ein lockerer Staatenbund werden sollten. Manche unterstellten Eisner daraufhin sogar separatistische Ambitionen. Zu Recht? Oder war Eisner einfach nur ein roter Föderalist, der eine freiheitliche Vision vom Sozialismus innerhalb eines demokratischen Deutschland hatte?

Thomas Grasberger sucht in "Land und Leute" nach Antworten.