Bayern 2

radioTexte - Das offene Buch "Höre mich!" - Psalmen literarisch (2/3)

Lüster | Bild: Cornelia Zetzsche

Sonntag, 30.04.2017
11:00 bis 11:30 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Sechs prominente Schriftsteller/Innen antworten auf das Buch der Psalmen und zeigen Bezüge zur Gegenwart. Mit den Büchner-Preisträgern Sibylle Lewitscharoff und Arnold Stadler, Feridun Zaimoglu, dem deutschen Spracherneuerer türkischer Herkunft, den Dichtern Uwe Kolbe und Said und Gila Lustiger, der deutsch-jüdischen Erzählerin aus Paris. Und mit Landesbischof Bedford-Strohm
Gesang: Nicholas Hariades
Am Flügel: Rudi Spring
Moderation: Cornelia Zetzsche

„Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir./ Herr, höre meine Stimme!/ Lass deine Ohren merken/ auf die Stimme meines Flehens!“ - Ungewohnte Verse in einer literarischen Lesung wie dem Offenen Buch. Aber entscheidend für den Schriftsteller und Büchner-Preisträger Arnold Stadler aus dem katholischen Meßkirch, der als Kind den Pfarrer auf Beerdigungen begleitete und dort das „De profundis“ hörte, den 130. Psalm. Zum ersten Mal habe er „die Schönheit der Sprache“ erlebt und einen Gott, „der ansprechbar war, wenn auch aus der Tiefe“. Jahre später, 1999, inzwischen Schriftsteller geworden, übersetzt er die Psalmen und schreibt: „Herr, kannst du mich hören?/ Höre mich! … /Du bist doch einer, der Mitleid hat und verzeiht!“ - Man muss nicht Theologie studiert haben, wie Arnold Stadler, um sich von den 150 Liedern, Gebeten, Gedichten in der Bibel angesprochen zu fühlen. Immer wieder reagieren Literaten auf die Psalmen: „herr/ laß uns das gespräch wieder aufnehmen/ nach langem erzwungenem schweigen“, dichtete der Agnostiker Said, der Münchner Lyriker aus Teheran in seinem Buch der „Psalmen“. Gleich welcher religiöser Herkunft, die Psalmen, die Rufe zu Gott, sind zeitlose Stimulans für Schriftsteller. Exklusiv für „radioTexte - Das offene Buch“ wählen renommierte Autoren zum Luther-Jahr einen Psalm, drehen und wenden die Texte, dichten sie weiter, entwickeln daraus eigene neue Geschichten und zeigen Bezüge zur Gegenwart. Mit dabei: die Büchner-Preisträger Arnold Stadler und Sibylle Lewitscharoff, die dank ihrer frommen pietistischen Großmutter mit Gott Bekanntschaft machte und Religionswissenschaften studierte. Feridun Zaimoglu, der deutsche Spracherneuerer türkischer Herkunft, der Grenzgänger zwischen Künsten, der 2017 einen Luther-Roman wagt. Gila Lustiger liest in Psalm 23 den Moment der Verfolgung. Und Uwe Kolbe, der Dichter und Erzähler in Hamburg, der in der DDR aufwuchs, antwortet auf Psalm 107, das „Danklied der Erlösten“. Sie klagen, bitten, rufen, danken und loben mit ihren neuen Psalmen zum Luther-Jahr, am 27. April beim großen Lese-Abend, musikalisch begleitet vom Pianisten Rudi Spring und dem Countertenor Nicholas Hariades in der Münchner Matthäuskirche. Und am 23., 30. April und 7.Mai 2017 sonntags um 11 Uhr auf Bayern 2. Redaktion und Moderation: Cornelia Zetzsche.

Eine Kooperation des Bayerischen Rundfunks mit der Evang-Luth. Kirche in Bayern/ Landesbischof Bedford-Strohm, dem Erzbischöflichen Sekretariat/ Kardinal Marx, der Erzdiözese München und Freising, der Matthäuskirche und dem Literaturhaus München.