Bayern 2

     

radioFeature Eine Reise in die Gegenwart

Mahnmal in Hoyerswerda | Bild: picture-alliance/dpa

Samstag, 17.09.2016
13:05 bis 14:00 Uhr

BAYERN 2

Das Pogrom von Hoyerswerda: Eine Reise in die Gegenwart
Von Julia Fritzsche und Sebastian Dörfler
BR 2016
Wiederholung am Sonntag, 21.05 Uhr

"Dass es noch keine Toten gibt, ist reines Glück" - so das Bundeskriminalamt angesichts von 563 Angriffen auf Flüchtlingsunterkünfte im ersten Halbjahr 2016. Die rassistische Mobilisierung ist heute so stark wie seit den 1990ern nicht mehr.
Den Auftakt bildet vor 25 Jahren die sächsische Stadt Hoyerswerda: zwischen dem 17. und 23. September 1991 greifen mehrere Dutzend Neonazis angefeuert von 500 Anwohnern ein Vertragsarbeiterwohnheim und ein Flüchtlingswohnheim an. Das Feature blickt zurück auf das, was viele als "Urszene rassistischer Gewalt" beschreiben - Gewalt, die aus Sicht der Rechten erfolgreich ist: die Behörden eskortieren die Geflüchteten in Bussen aus der Stadt, Hoyerswerda wird die "erste ausländerfreie Stadt" und Vorbild für weitere Pogrome. Die Politik reagiert mit der Einschränkung des Asylrechts im Jahr 1992. In und aus Hoyerswerda lernt eine ganze Generation von Rechten: Wir können mit Gewalt Politik machen.
Heute scheinen sich diese Szenen an verschiedenen Orten zu wiederholen. Was sie verbindet, ist das lokale Umfeld, in dem sie entstehen. Das Feature blickt deshalb zurück und fragt: Wie kommt es im September 1991 zu den Angriffen in Hoyerswerda? Wie erleben die Menschen, die im Weltbild der Rechten kein Lebensrecht haben, die Angriffe? Wie verhalten sich Politik, Polizei und Zivilgesellschaft? Haben sie aus den Erfahrungen gelernt? Wieso flammt die Gewalt 25 Jahre später an anderen Orten wieder auf?
Ein Feature über die Kontinuitäten rassistischer Gewalt vor Ort - und darüber, was ihr Einhalt gebietet.
Julia Fritzsche arbeitet als Autorin unter anderem für die Sender Bayern 2, Bayerisches Fernsehen und Arte. Sie schreibt Radiofeature, Texte und Fernsehbeiträge zu gesellschaftspolitischen Themen wie Geschlecht, Migration, Armut, Stadtentwicklung, Protestbewegungen und Sprache. Darunter Beiträge zu Rape Culture, Care-Arbeit, Klassismus und Austerität. Julia Fritzsche ist 1983 in München geboren und Juristin.
Sebastian Dörfler arbeitet als Radiojournalist für den Bayerischen Rundfunk und ist als Autor für verschiedene Zeitungen tätig. Für sein letztes Radiofeature begleitete er Bleiberechtsproteste von Roma in Deutschland. Er ist 1982 in Nürnberg geboren und lebt in Berlin.