Bayern 2

Bayern - Land und Leute Silberne Herzen

Die Urne, auch Herzschale genannt, die das Herz von König Ludwig II beinhaltet, steht in der Gnadenkapelle des oberbayerischen Wallfahrtsortes Altötting | Bild: picture-alliance/dpa/Andreas Gebert

Freitag, 14.04.2017
13:05 bis 13:30 Uhr

BAYERN 2

Silberne Herzen
Eine Wittelsbacher Tradition
Von Thomas Grasberger
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Am Pfingstsonntag des Jahres 1886 findet der bayerische König Ludwig II. auf mysteriöse Weise im Starnberger See den Tod. Sechs Tage später wird sein Leichnam in der Gruft der Münchner Michaelskirche beigesetzt. Das Herz des “Märchenkönigs” aber bleibt zunächst unbestattet und geht neun Wochen nach seinem letzten Schlag noch einmal auf Reisen. Mit einem Sonderzug gelangt es von München ins oberbayerische Neuötting. Von dort wird die herzförmige und mit reichlich Gold verzierte Silberurne samt Inhalt in einer feierlichen Prozession in den benachbarten Wallfahrtsort Altötting überführt. Hier findet Ludwigs leiblicher Sitz seiner Seele und Frömmigkeit die letzte Ruhestätte. Neben zahlreichen anderen, denn Ludwigs Herz ist nicht das einzige in der Gnadenkapelle.

In den Wandnischen des Altöttinger Oktogons stehen heute insgesamt 28 silberne Urnen, in denen die Herzen bedeutender Fürsten und Fürstinnen des Hauses Wittelsbach aufbewahrt sind. “Home is where the heart is” - dieser Satz galt für das bayerische Herrschergeschlecht vom 17. Jahrhundert bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Denn die “fürstliche Ehrenwache” in der "uralt heiligen Kapelle" war für sie immer auch eine fürstliche Ehrensache, schließlich fühlten sich die katholischen Wittelsbacher der Schwarzen Madonna von Altötting von jeher aufs Innigste verbunden.

Thomas Grasberger erzählt, was es mit dem uralten Kult der Herzurnenbestattung auf sich hat und wie die Zeremonien im “Herzen Bayerns” abgelaufen sind. Dass solch ewige Angelegenheiten auch die Herzen von Zeitgenossen gelegentlich höher schlagen lassen, ja manchmal gar zum Rasen bringen können, beweisen die berühmt-berüchtigten Guglmänner: “Öffnet die Herzurne von Ludwig II.“ fordern sie, in der Hoffnung, endlich letzte Gewissheit über die Todesumstände ihres Märchenkönigs zu bekommen.