Bayern 2

     

Bayerisches Feuilleton Frühlingsqualen

"Endlich Frühling" | Bild: colourbox.com

Samstag, 18.03.2017
08:05 bis 09:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Frühlingsqualen
Psychogramm einer Jahreszeit
Von Thomas Kernert
Wiederholung am Sonntag, 20.05 Uhr, Bayern 2
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

So will es die europäische Frühlingsikonographie: Allenthalben sprießen die Veilchen, flattern die blauen Bänder und säuseln die linden Lüfte. Zephyr, der Westwind, turtelt mit Flora, der Liebreizenden, und heraus kommt eine neue Welt, mehr botanischer Garten als Realität. Der Lenz ist da und Botticellis blonde Grazien tanzen halbnackt Ringelreihen. In weiteren Hauptrollen treten auf: Nachtigallen, Kirschbäume, fröhliche Lieder, zärtliche Gefühle und selbstverständlich Venus, die Göttin der Liebe.

Und der Bayer, was macht er? Er sucht Ostereier im Schnee und klaut Maibäume im Nieselregen. Und während Italiener und Franzosen bereits im T-Shirt promenieren, trifft er sich mit der kalten Sophie zum Earl Grey oder erledigt seine Steuererklärung. Frühling in Bayern, das ist ein langes, schlammiges Ärgernis, gemacht allein, um den Voralpenlandbewohner bis aufs Blut zu schikanieren. Bis er dann irgendwann die Schnauze voll hat und so richtig schön in die Luft geht. Und siehe da, mit ihm zusammen explodiert die Natur, Blüten öffnen sich, Biergärten öffnen sich, Cabrio-Verdecke öffnen sich und an den Fluss- und Seenufern tanzen die ersten Grazien halbnackt Ringelreihen. Vergessen sind Kummer und Qual - bis zum nächsten Mal!

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

Das Bayerische Feuilleton erzählt keine Geschichten, die schon 100 Mal erzählt wurden. Alle Spielarten von Geschichte hinter den Geschichten sind möglich. Wir nutzen die Chance für Spott, Scherz, Satire und Ironie. Uns interessieren Themen, in denen sich reale Ortschaften mit Literatur und Kunst verbinden. Wir schätzen Originale in der schönen neuen Medienwelt der "Unauffälligen". Wir bieten radiophone Geschichten mit Gedankenstoff und Spielraum für Gefühle. Als journalistisches Genre hat das Bayerische Feuilleton eine anspruchsvolle Tradition.