Bayern 2

     

radioWissen Schmäh aus Wien und Mundart aus Franken

Willy Fritsch und Paul Hörbiger im Wirtshaus | Bild: picture-alliance/dpa

Dienstag, 28.02.2017
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Der Wiener Schmäh
Aus Ernst wird Spaß

Fitzgerald Kusz
Fränkischer Mundartdichter

Das Kalenderblatt
28.2.1935
Nylon entdeckt
Von Susi Weichselbaumer

Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Der Wiener Schmäh - Aus Ernst wird Spaß
Autor: Christoph Leibold / Regie: Eva Demmelhuber
"Mit dem Schmäh", erklärt der Wiener Kabarettist Severin Groebner, "ist es wie mit dem Billardspielen": Die Kugel über drei Banden einzulochen sei doch um Längen lässiger, als sie direkt zu versenken. Der Schmäh ist eine (Über-)Lebenskunst. Wenn Wiener im Kaffeehaus oder im Beisl beisammen sitzen, dann "rennt der Schmäh", wie man so sagt. Man teilt aus, muss aber auch einstecken können. Dabei wird nie frontal angegriffen, sondern über Bande gespielt. Wie beim Billard eben. Wer diese (selbst-)ironische Konversationskunst nicht beherrscht, sollte besser daheim bleiben. Schmäh ist aber auch eine Methode, um sich die Unbill des Lebens vom Leib zu halten. Schmäh ist Humor, der Distanz schafft. Und als solcher auch Gegenstand der Kulturwissenschaft. Wo das Wort herkommt, konnte allerdings noch nicht zweifelsfrei ermittelt werden. Manche sagen vom Jiddischen "schemá", was schlicht "Erzähltes" heißt. Andere nehmen eine Abstammung aus dem Rotwelschen an, dort bedeutet "Schmee" so viel wie "feiner Witz". In einem aber sind sich Schmähproduzenten und Schmähforscher einig. Wer "einen Schmäh führt" spitzt entweder zu, um anderen anzustacheln. Oder aber er macht aus Ernst Spaß, um so dem Ernst den Stachel zu ziehen.

Fitzgerald Kusz - Fränkischer Mundartdichter
Autorin: Renate Kiesewetter / Regie: Susi Weichselbaumer
"Derzähl mer nix " - würde er mit seinem wunderbaren lakonischen Humor sagen, freilich nur in seiner fränkischen Mundart. Mit seinem Heimatdialekt ist er berühmt geworden, der wahre Franke, Dichter und Schriftsteller Fitzgerald Kusz, der nach eigenen Angaben aus "Nämberch", stammt. In seinem bekanntesten Stück "Schweig Bub" - das seit der Uraufführung 1976 im Nürnberger Schauspielhaus über 700 mal gespielt wurde, hat er nicht nur dem Volk "aufs Maul geschaut", er hat auch satirisch und humorvoll die Feier einer Konfirmation in einer typisch kleinbürgerlichen fränkischen Familie aufs Korn genommen. Seit der Wiederentdeckung der Mundart in den siebziger Jahren ist das Werk auch in 13 andere Dialekte übersetzt worden, heute eines der erfolgreichsten modernen Theaterstücke. Der bodenständige Kusz, Intellektueller, aber nicht abgehoben, der liebevoll verschmitzt und mit Augenzwinkern seinen Lesern und Hörern den Spiegel vorhält, hat seit damals noch weitere 20 weitere Bühnenstücke geschrieben, Drehbücher für Filme, Geschichten, Haikus und Blues-Songs. Und natürlich immer wieder Gedichte in der mittelfränkischen Mundart. Lyrik ist seine Passion, was er in seinem jüngsten Gedichtband "Zwedschgä", hochdeutsch Zwetschgen, wieder unter Beweis stellt.
Moderation: Kristina Thiele
Redaktion: Petra Herrmann

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