Bayern 2

     

Bayerisches Feuilleton Münchens wilde Künstlerfeste

Karneval. - 'Grande Ronde'. - Holzstich nach Zeichnung, 1892, von Oscar Graef (1861-1912). Aus einer Serie: Muenchener Redouten. Berlin, Slg. Archiv f .Kunst u. Geschichte. | Bild: picture-alliance/dpa/akg-images

Samstag, 25.02.2017
08:05 bis 09:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Allotria und Gauklerball
Münchens wilde Künstlerfeste
Von Ulrich Zwack
Wiederholung am Sonntag, 20.05 Uhr, Bayern 2
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Die bayerische Landeshauptstadt gilt nicht gerade als Faschingshochburg. Doch zumindest um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg war sie das durchaus. Allein 1914 fanden dort 533 Maskenbälle und 145 Schwarz-Weiß-Bälle statt. Vor allem die Künstler der Schwabinger Bohème sorgten für ausgelassenes Treiben. Zuerst nur in Form von wilden Atelierfesten, aber zunehmend auch von Künstlerbällen. Schon im Fasching 1895 wurde in der Schwabinger Brauerei erstmals die vorwiegend von Künstlern und Studenten besuchte, legendäre "Schwabinger Bauernkirchweih" begangen. Schier gigantisch waren die Bälle der von den Malerfürsten Franz von Lenbach, Franz von Stuck und Friedrich August von Kaulbach dominierten Künstlergesellschaft "Allotria" im 1900 vollendeten Künstlerhaus am Lenbachplatz. Absoluter Höhepunkt war das "Arkadienfest" von 1913, das über 2000 Faschingsfans anzog. Manche waren gar bis aus St. Petersburg angereist.

Weil dergleichen manchen Bohemiens dann doch zu pompös war, gründete ein Teil der Künstlerschaft schon 1904 ein eigenes regelmäßiges Faschingsfest in der Schwabinger Brauerei. Den "Gauklerball". Ihn gibt es heute immer noch - bzw. wieder. Allerdings findet er jetzt ironischerweise im Künstlerhaus statt. Auch sonst haben Faschingsbälle in München nach wie vor Konjunktur. Künstlerfeste kann man sie oft nicht mehr nennen, aber ausgelassen sind z.B. die "Weißen Bälle" in der Schwabinger Max-Emanuel-Brauerei noch allemal. Inwieweit die berüchtigten "Schabernackt-Bälle" im Löwenbräukeller wirklich so wild sind, wie sie sein möchten, ist allerdings eine Ermessensfrage … und Geschmackssache - wie letztlich der ganze Fasching.
Ulrich Zwack begibt sich auf Maskenschau.

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

Das Bayerische Feuilleton erzählt keine Geschichten, die schon 100 Mal erzählt wurden. Alle Spielarten von Geschichte hinter den Geschichten sind möglich. Wir nutzen die Chance für Spott, Scherz, Satire und Ironie. Uns interessieren Themen, in denen sich reale Ortschaften mit Literatur und Kunst verbinden. Wir schätzen Originale in der schönen neuen Medienwelt der "Unauffälligen". Wir bieten radiophone Geschichten mit Gedankenstoff und Spielraum für Gefühle. Als journalistisches Genre hat das Bayerische Feuilleton eine anspruchsvolle Tradition.