Bayern 2

     

Bayern - Land und Leute Ingeborg Bachmann an der Isar

Ingeborg Bachmann | Bild: picture-alliance/dpa

Sonntag, 10.08.2014
13:30 bis 14:00 Uhr

BAYERN 2

"Fremde unter Fremden" - Reisende, Zuagroaste und Remigranten in Bayern
3) "Besser tot in Rom als halbtot in München"
Was die Schriftstellerin Ingeborg Bachmann an der Isar
(nicht) sah und (nicht) hörte
Von Andrea Mühlberger
Nicht als Podcast verfügbar

"Ich werde wahrscheinlich im Herbst in München eine Stelle annehmen, nichts Besonderes, im Gegenteil, damit ich durch den Beruf nicht zu sehr abgelenkt werde. Aber insgesamt hoffe ich auf ein Wunder, auf einen Engel, der mir nachts etwas ins Ohr sagt ..." Ingeborg Bachmann war weiß Gott keine Wahlmünchnerin; den Entschluss, im Herbst 1957 für ein Jahr nach München zu gehen, fasste sie erst nach langem Zögern. Obwohl Mitte der 50er Jahre längst als Lyrikerin gefeiert und als Hörspiel-Autorin bekannt, war sie in Rom häufig in Geldnöten. So sagte sie schließlich nicht nein, als ihr der Bayerische Rundfunk, für den sie damals von Italien aus in unregelmäßiger Regelmäßigkeit arbeitete, eine Stelle als Dramaturgin beim Fernsehen anbot. Sie bezog eine Wohnung in der Schwabinger Franz-Joseph-Straße, in der sie es bis zum Sommer 1958 aushalten sollte. Ums Eck war nicht nur der Habsburger Platz, wie die Bachmann betonte, sondern auch der Piper-Verlag, mit dessen Lektor Reinhard Baumgart die junge Schriftstellerin schon damals intensiv zusammenarbeitete. Und: Ums Eck waren auch die Schwabinger Kaffeehäuser und Kneipen, in denen sich die Bachmann mit befreundeten Kollegen wie dem Schweizer Schriftsteller Kuno Raeber traf. Im Juli 1958 lernte sie den Schriftsteller Max Frisch kennen. Es sei, erzählt sie Kuno Raeber, Liebe auf den ersten Blick gewesen, sie werde München verlassen und nach Zürich ziehen. Und so geschah es, München ade. - Auf die schriftstellerische Arbeit der Bachmann wirkte sich die "Münchner Krise" allerdings nachhaltig aus: Die literarische Produktivität litt schließlich doch mehr unter der Dramaturgenstelle, als sie zunächst glauben wollte. Immerhin vollendete sie ihr Hörspiel "Der gute Gott von Manhattan", und sie schrieb ihre ersten Erzählungen, die 1961 unter dem Titel "Das Dreißigste Jahr" erschienen.
Andrea Mühlberger hat recherchiert, was die Schriftstellerin Ingeborg Bachmann in München (nicht) sah und (nicht) hörte.