Bayern 2

     

Bayern - Land und Leute Der zweite Tod des braunen Diktators

Sonntag, 23.10.2016
13:05 bis 13:30 Uhr

BAYERN 2

Der zweite Tod des braunen Diktators
Warum Hitler offiziell erst 1956 gestorben ist
Von Thomas Grasberger
Als Podcast verfügbar

Am Nachmittag des 30. April 1945, gegen 15.30 Uhr, hält sich Adolf Hitler im Arbeitszimmer des Führerbunkers eine Walther-Pistole vom Kaliber 7,65 mm an die rechte Schläfe und drückt ab. Der Diktator ist tot. Neben ihm auf dem Sofa Eva Braun, seit eineinhalb Tagen Hitlers Ehefrau, die sich mit Zyankali das Leben genommen hat.

Nur wenige Minuten später betritt Kammerdiener Heinz Linge den Raum, hüllt die beiden Leichen in Decken und trägt sie unter Mithilfe von drei SS-Männern in den Garten der Reichskanzlei. Es eilt. Das Sperrfeuer der Sowjets kommt schon bedrohlich nah, die Soldaten der Roten Armee können jede Minute da sein. Hastig werden die leblosen Körper mit mehreren hundert Litern Benzin übergossen und angezündet.

Was das Feuer von den sterblichen Überresten des Massenmörders und seiner Frau übrig lässt, sollte am Ende in eine Zigarrenschachtel passen: Teile eines Kieferknochens und zwei Zahnbrücken können bald schon mittels zahntechnischer Untersuchungen zugeordnet werden. Der Spuk scheint endgültig vorüber zu sein. Doch in den ersten Nachkriegsjahren geistern weiterhin viele Gerüchte herum: "Hitler lebt", heißt es nicht nur unter unbelehrbaren Nazis.

Selbst Stalin setzt immer wieder solche Gerüchte in die Welt, aus politischen Gründen. Mehr als elf Jahre sollte es dauern, bis das Amtsgericht Berchtesgaden Adolf Hitler am 25. Oktober 1956 offiziell für tot erklärt. Zeitzeugen wie Hitlers Adjutant Otto Günsche und sein Kammerdiener Heinz Linge beschreiben vor Gericht minutiös, was sie in den letzten Kriegstagen im "Führerbunker" gesehen und erlebt haben.

Bei dem insgesamt vier Jahre dauernden Toderklärungsverfahren geht es aber nicht nur um braune Hirngespinste und Gerüchte. Es geht auch um Geld. Nämlich um die Frage: Wer ist Hitlers Erbe? Wem gehört sein Nachlass? - Thomas Grasberger hat nach den Antworten gesucht.