Bayern 2

     

radioSpitzen Gery Seidl und Uta Köbernick

Preisträgerabend | Bild: WDR/Langer

Freitag, 02.09.2016
14:05 bis 15:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Kabarett und Comedy

Salzburger Stier 2016
Die Preisträger aus Österreich und der Schweiz: Gery Seidl und Uta Köbernick

Moderation: Matthias Brodowy
Aufnahme vom 21. Mai 2016 in der Paderhalle Paderborn

Wiederholung am Samstag, 20.05 Uhr
Aus urheberrechtlichen Gründen sind nur ausgewählte Sendungen und Beiträge als Podcast verfügbar

Der internationale Radio-Kabarettpreis "Salzburger Stier" verfügt über eine mehr als drei Jahrzehnte dauernde Tradition und gehört damit zu den ältesten Auszeichnungen für Kabarett im deutschen Sprachraum. 1982 wurde die gehörnte Trophäe erstmals von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol vergeben. Seitdem gilt der "Stier" als renommierteste Auszeichnung ihrer Art und hat zahlreiche prominente Träger gefunden. Bis 1996 fand die Preisverleihung alljährlich in Salzburg statt, danach begab sich die Veranstaltung auf Reisen zu den Hörerinnen und Hörern der am Preisverfahren beteiligten Sendeanstalten. In diesem Jahr wurde der "Stier" im Rahmen eines zweitägigen Festivals im ostwestfälischen Paderborn verliehen.

Der österreichische Preisträger Gery Seidl

Gery Seidl ist ein erklärter Verfechter der aufmerksamen Zivilgesellschaft. Seine Programme sind immer auch Spiegelbild realer Lebenssituationen, denn Gery Seidl schöpft seine Satiren auf alltägliche Bewältigungsstrategien nicht nur aus der Diskrepanz zwischen menschlichem Schein und Sein, auch der authentisch agierende Mensch, dem die Kunst der Täuschung gänzlich fremd ist, findet sich in Gery Seidls Geschichten wieder:

Seidl: "Entschuldigen Sie, ich glaube, das Schlagobers (die Sahne) in meinem Kaffee ist sauer."
Kellnerin: "Ja, ich weiß."
Seidl: "Ja und…"
Kellnerin: "Wir haben kein anderes!"

Der Skurrilität zwischenmenschlicher Interaktionen räumt der Kabarettist in seinen Programmen einen hohen Stellenwert ein. Vielleicht eine Reminiszenz an seine berufliche Vergangenheit, denn Gery Seidl, Jahrgang 1975, entschied sich ursprüngliche für eine Karriere in der Bauwirtschaft. Seine Laufbahn als Kabarettist begann er 2003 im Duo mit Gerhard Walter. Noch im selben Jahr erhielten die beiden den begehrten Münchner Kabarettförderpreis "Kabarett Kaktus".

In seinem preisgekrönten Kabarettstück "Bitte. Danke" berichtet Gery Seidl vom ganz alltäglichen Wahnsinn im Leben eines erfolgreichen Paares, das gerade aus der Stadt in die Provinz gezogen ist. Grandios gespielte sehr komische Geschichten von hohem Wiedererkennungswert, mit denen der charmante Wiener künftig auch hierzulande begeistern wird. In der Rolle des smarten Erzählers, der Witz und Charme wohl zu dosieren weiß, lädt Gery Seidl zu einer heiteren Tour entlang der Stolpersteine des Lebens ein und liefert eine pointierte Anleitung zum österreichischen Wesen.

Die Schweizer Preisträgerin Uta Köbernick

Die in Ostberlin geborene Wahlschweizerin Uta Köbernick verblüffte gleich mit ihrem ersten Soloprogramm "Sonnenscheinwelt" (2006) Publikum und Medien. Verschmitzt blätterte sich die Debütantin auf der Bühne durch ein Notizbuch voller irrwitziger Aphorismen und Sinnverdrehungen, spielte Geige und Gitarre und erfand kinderliedklare Melodien mit Widerhaken. Scheinbar über Nacht war aus der Schauspiel-Abgängerin der Theaterhochschule Zürich mit Vertrag am Berliner Ensemble unter Claus Peymann die Liedermacherin Köbernick geworden. Eine Stimme, die aus der deutschsprachigen Kleinkunstszene heute nicht mehr wegzudenken ist. Die Wertschätzung verschiedener Jurys ließ nicht lange auf sich warten.
 
2009 gewann sie den Förderpreis des renommierten deutschen Kleinkunstpreises und dem Studioalbum ihres zweiten Programms "auch nicht schlimmer" wurde 2011 der Preis der deutschen Schallplattenkritik zugesprochen. Köbernick steht in der literarischen Tradition des im September 2015 verstorbenen Liedermachers Christof Stählin, in dessen "Akademie für Poesie und Musik" sie Mitglied war. Ihr drittes und jüngstes Soloprogramm "Grund für Liebe" (2015) hatte just an Stählins Todestag Premiere. Mit Uta Köbernick würdigt der Schweizer Salzburger Stier eine politische Lyrikerin und eine Musikkabarettistin, die ihr Publikum in Deutschland, Österreich und der Schweiz ins Nachdenken, Träumen und Schmunzeln singen kann.