Bayern 2

radioWissen Medizin im Mittelalter

Umstrittene Heiler: Paracelsus | Bild: SZ Photo

Montag, 29.08.2016
09:05 bis 10:00 Uhr

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BAYERN 2

Paracelsus
Die Welt hat ein Loch

Die Pest im Mittelalter
Europas größte demografische Katastrophe

Das Kalenderblatt
29.8.1952
Der Kinofilm "Casablanca" hat in Deutschland Premiere
Von Justina Schreiber

Als Podcast verfügbar

Paracelsus - Die Welt hat ein Loch
Autor: Christian Feldmann / Regie: Irene Schuck
Es war ein Riesenskandal in Basel: Der Stadtarzt Theophrastus Bombastus Aureolus Philippus von Hohenheim, ein erst seit wenigen Monaten an der Universität lehrender Honorarprofessor, nutzt am 24. Juni 1527 den alten Brauch des Johannisfeuers zu einem provozierenden Auftritt: Während fröhliches Volk um den brennenden Holzstoß tanzt, drängt er sich vor und wirft mit großer Geste ein medizinisches Standardwerk in die Flammen. Später wird er stolz bekennen: "Ich habe die Summa der Bücher in Sankt Johannis Feuer geworfen, auf dass alles Unglück mit dem Rauch in die Luft ging. Und so ist gereinigt worden die Lehre!" Paracelsus (1493-1541) war Wanderdoktor, Universitätsdozent, Naturheilkundler, Theologe und Sozialrevolutionär. Schon im 16. Jahrhundert kämpfte er gegen Scharlatanerie und für die Wissenschaft. Seine medizinischen Erfolge waren legendär. Er entdeckte die Ursachen der Syphilis und er erkannte, dass Körper und Geist untrennbar zusammen gehören.

Die Pest im Mittelalter - Europas größte demografische Katastrophe
Autorin: Ulrike Rückert / Regie: Frank Halbach
Die Pest kannte keine Grenzen. Im Jahr 1347 tauchte sie erstmals am Schwarzen Meer auf. Noch im selben Jahr erreichte sie Italien. Die Wirkung war verheerend. Viele Ärzte lehnten es ab, Pestkranke zu besuchen. Notare wollten nicht kommen, so dass die Sterbenden kein Testament machen und keine Gebete für ihr Seelenheil bestellen konnten. Selbst Priester weigerten sich, ihnen die Beichte abzunehmen und die Letzte Ölung zu spenden. Mönche und Mitglieder barmherziger Bruderschaften, die sich um Kranke kümmerten, starben dabei selbst zu hunderten. Leichen wurden bald nur noch in riesige Massengräber geworfen. Städte wie Florenz und Venedig verloren die Hälfte ihrer jeweils rund einhunderttausend Einwohner. Dann erfasste die Pest Frankreich, England, Deutschland, Skandinavien. Die Seuche traf eine europäische Gesellschaft, die durch die "Kleine Eiszeit" und Hungersnöte geschwächt war. Die Heilkunde war überfordert. Schätzungsweise ein Drittel der Einwohner Europas hat der "Schwarze Tod" dahingerafft. Doch warum schickte Gott diese Krankheit, fragten sich bald viele Menschen. Oder noch einfacher: Wer war schuld an der Seuche?

Redaktion: Thomas Morawetz

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