Bayern 2

     

Bayern - Land und Leute Bayerische Charakterköpfe: Max Hannes

Sonntag, 31.07.2016
13:05 bis 13:30 Uhr

BAYERN 2

"Bayerische Charakterköpfe"
Max Hannes - Ein Leben für das Glas im Bayerischen Wald
Von Heidi Wolf
Als Podcast verfügbar

In der Glashütte Theresienthal bei Zwiesel wird Luxusglas hergestellt. Stück für Stück handgemacht, kristallklar, hauchzart. Königshäuser in der ganzen Welt zählten einst zu den Kunden. 1930 hatte die Manufaktur schon Händler in New York, die ihre Produkte vertrieben.

Das Wirtschaftswunder in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg brachte der Manufaktur einen enormen Aufschwung. Es war die Zeit der üppigen Tischkulturen nach Elend und Not. Die Menschen legten Wert auf hochwertiges Glas und Porzellan, gaben gerne Geld für schöne Dinge aus. 300 Leute arbeiteten in den 1950er und 1960er Jahren in Theresienthal. Am 5. November 1962 begann dort der 14-jährige Max Hannes seine Lehre als Hohlglasfeinschleifer, wurde Geselle, Meister, Abteilungs- und schließlich Betriebsleiter.

Nach guten Jahren setzten Importe aus Billiglohnländern der Glashütte immer mehr zu. Im April 2001 meldete Theresienthal Insolvenz an. Max Hannes und ein paar seiner Kollegen gingen trotzdem jeden Tag in die Firma, fuhren den Ofen - das Herzstück der Manufaktur - langsam herunter, damit er nicht kaputt ging. Hannes verhinderte, dass die hochwertigen Gläser für billiges Geld verramscht wurden. "Waidlersturheit" nennt er dieses Verhalten, das letzten Endes von Erfolg gekrönt war.

Die BMW-nahe Eberhard-von-Kuenheim-Stiftung brachte Theresienthal 2004 zurück auf den Markt - ein kleines Wunder, möglich gemacht von Menschen, die für eine gemeinsame Idee brannten. Mitten drin Max Hannes mit wachen hellblauen Augen, aufrecht, authentisch. Er verhandelte auf Augenhöhe mit Managern und Bankern, hielt die Belegschaft bei der Stange. Wieder stellte er sich als Betriebsleiter in die erste Reihe. Im Sommer 2013 ist er in Rente gegangen, nach 51 Jahren in der Hütte. "Ich bin froh, die Verantwortung los zu sein", beschreibt Max Hannes seine neue Freiheit.

Heidi Wolf schildert an seinem Beispiel ein zerbrechliches Stück Kultur-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte im Bayerischen Wald.