Bayern 2

radioWissen am Nachmittag Genießen gestern

Absinth-Glas auf schwarzem Tablett | Bild: colourbox.com

Montag, 22.02.2016
15:05 bis 16:00 Uhr

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BAYERN 2

Lebensmittelkontrolle
Eine Risiko-Geschichte

Kulturgeschichte des Absinths
Die Macht des Rauschs

Das Kalenderblatt
22.2.1857
Die ersten Weißwürste werden serviert
Von Regina Fanderl

Als Podcast verfügbar

Lebensmittelkontrolle - Eine Risiko-Geschichte
Autorin: Renate Eichmeier / Regie: Martin Trauner
"Man lässt den Wein nicht rein mehr bleiben", klagte Sebastian Brant schon 1494 in seinem "Narrenschiff". Lebensmittelskandale sind keine Erscheinung der Moderne. Mit der Entstehung der mittelalterlichen Stadtgesellschaften machte die Versorgung der wachsenden Stadtbevölkerung eine arbeitsteilige Herstellung von Lebensmitteln notwendig und öffnete Tür und Tor für "Fälscherei und Beschiß". Fleisch von kranken Tieren wurde verkauft, Mehl gestreckt, Gewürze gefälscht - scharfe Strafen vom Pranger bis hin zum Strang sollten abschreckend wirken. Industrialisierung und wissenschaftlicher Fortschritt im 19. Jahrhundert erschlossen neue Dimensionen sowohl der Lebensmittelherstellung als auch -kontrolle und sorgten für öffentliche Diskussionen. Von schlechtem Nährwert und einer Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung war die Rede. Im 1871 gegründeten Deutschen Kaiserreich wurde der Ruf nach einer reichseinheitlichen Regelung laut. 1876 wurde das Kaiserliche Gesundheitsamt gegründet und drei Jahre später das Nahrungsmittelgesetz verabschiedet, das die Täuschung des Verbrauchers und die Gesundheitsschädlichkeit von Lebensmitteln unter Strafe stellte. Jetzt wurden erste Standards für eine präventive Überwachung der Lebensmittelindustrie festgelegt, und die moderne Lebensmittelkontrolle begann.

Kulturgeschichte des Absinths - Die Macht des Rauschs
Autorin: Katalin Fischer / Regie: Frank Halbach
Alle tranken sie ihn. Paul Verlaine, der verdammte Dichter ging an ihm zugrunde, sein Verehrer Alfred Jarry, Verfasser des Skandalstückes "König Ubu", fuhr zu seinen Ehren mit einem grünen Fahrrad ganz nackt und grün angemalt quer durch Paris: der Absinth. "Fée verte" oder "Hada verde", grüne Fee wurde er genannt, düstere Muse der Armen, Symbol für das Lebensgefühl und Inspiration für die Boheme. Das grüne Gebräu aus Kräutern und Alkohol, zunächst Getränk der Armen, wurde rasend schnell zu Kult und eroberte auch die vornehmen Salons. Zwischen 17 und 19 Uhr herrschte die grüne Stunde, in jeder Bar stand der Behälter mit den vielen Hähnen bereit, wo sich die Besucher ihr Gemisch zubereiten konnten. "One Glass and You are Dead" proklamierte der Dichter Taras Grescoe und zwei Kulturhistoriker stellten fest, dass offenbar die ganze europäische Elite von Literatur und Kunst im Absinthrausch durch die Belle Époque torkelte. Viele Genießer wurden süchtig und krank, zuletzt wurde das verführerische Getränk in ganz Europa verboten. Ein Exkurs über Karriere und Verfall der grünen Fee sowie Geschichten über ihre glühendsten Verehrer.

Moderation: Florian Kummert
Redaktion: Thomas Morawetz

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