Bayern 2

Bayerisches Feuilleton Die Leopoldstraße in den 60ern

"Gammler" sitzen auf dem Bürgersteig vor dem "Picnic", einem beliebten Treffpunkt der Gammler- und Hippieszene in der Leopoldstraße der sechziger Jahre | Bild: picture-alliance/dpa

Sonntag, 29.11.2015
20:05 bis 21:00 Uhr

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BAYERN 2

Wilde Meile
Die Leopoldstraße in den 60ern
Von Friedemann Beyer
Als Podcast verfügbar
Wiederholung vom Samstag, 8.05 Uhr

Kettenläden, Fast-Food-Restaurants und Supermärkte bestimmen heute das Bild der Münchner Leopoldstraße. Die wenigen Eisdielen und ein jährliches Straßenfest können nicht darüber hinweg täuschen, dass der Boulevard seine einstige Anziehungskraft verloren hat.
Dies war einmal anders. Im Sommer 1962 machten die auf der Leopoldstraße tobenden Schwabinger Krawalle die Pappelallee bundesweit berühmt. Sie markierten den Aufbruch der Leopoldstraße zu Münchens ‘Wilder Meile‘.

Eine Mischung aus römischem Dolce Vita und Swinging London

Denn in den 60er Jahren entfaltete sich zwischen Siegestor und Münchner Freiheit ein urbanes Schauspiel, das an Vielfalt und Vitalität seinesgleichen sucht und nie wieder erreicht wurde. Beat-Keller, Cafés, Eisdielen, Gammler- und Flower-Power-Treffs, Freiluftgalerien, hippe Plattenläden und Boutiquen, Würstelbuden, Programm-Kinos: all dies drängte sich auf einer Distanz von gerade mal einem Kilometer, dicht bevölkert von Scharen erlebnishungriger Flaneure, die einander an lauen Sommerabenden das Fortkommen schwer machten.
In ihrer Mischung aus römischem Dolce Vita und Swinging London brach sich in der Leopoldstraße ein Lebensgefühl Bahn, das vehement Abschied von Gestern nahm und den Eindruck eines ständigen Ausnahmezustands erweckte.

Eine Wiederbegegnung mit dem pulsierendsten Jahrzehnt der Geschichte einer ganz besonderen Straße, mit Lokalitäten, Menschen und Klängen von Münchens einstiger "Wilder Meile".

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

Das Bayerische Feuilleton erzählt keine Geschichten, die schon 100 Mal erzählt wurden. Alle Spielarten von Geschichte hinter den Geschichten sind möglich. Wir nutzen die Chance für Spott, Scherz, Satire und Ironie. Uns interessieren Themen, in denen sich reale Ortschaften mit Literatur und Kunst verbinden. Wir schätzen Originale in der schönen neuen Medienwelt der "Unauffälligen". Wir bieten radiophone Geschichten mit Gedankenstoff und Spielraum für Gefühle. Als journalistisches Genre hat das Bayerische Feuilleton eine anspruchsvolle Tradition.