Bayern 2

     

Bayerisches Feuilleton Rabenschwarze Transzendenz

Ein Kolkrabe (Corvus corax) im Tierfreigehege im Nationalpark Bayerischer Wald | Bild: picture-alliance/dpa

Sonntag, 22.11.2015
20:05 bis 21:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Die Zaubertiere aus der alten Zeit
Rabenschwarze Transzendenz
Von Ursula Naumann
Bis 28.11.2015 als Streaming verfügbar
Wiederholung vom Samstag, 8.05 Uhr

Sie sind auch nach menschlichem Maßstab intelligent. Sie unterscheiden Gesichter, erkennen sich im Spiegel und gebrauchen Werkzeuge. Sie täuschen, sie zeigen Mitgefühl und sie geben Erfahrungen an ihre Artgenossen weiter. Forscher sprechen den Rabenvögeln eine eigene Kultur zu, die sich in enger Verbindung zu den menschlichen Gesellschaften entwickelte, auf deren Äckern, Schlachtfeldern und Hinrichtungsstätten (Rabensteinen) sie als Aas- und Allesfresser ihre Nahrung fanden.

"Rabenschwarze Intelligenz"

Von der "rabenschwarzen Intelligenz" (wie der Münchner Biologe Josef Reichholf ein Buch dazu nannte), die heute von der Wissenschaft entdeckt und nachgewiesen wird, haben die Menschen fast überall seit Jahrtausenden gewusst. In ihren Mythen erscheinen sie als Weltschöpfer, Lichtbringer, Götterboten, Weisheitsvögel, amoralische "Trickster", aber auch als Unglücksbringer, Galgenvögel, Teufelsgeschöpfe.

Rabenmenschen und Menschenraben

Grenzgänger zwischen Leben und Tod, Tier und Mensch, die sogar ein wenig sprechen können, sind Rabenvögel die Zaubertiere schlechthin, von den drei Raben aus dem Grimm'schen Märchen über die zwölf Raben in Otfried Preußlers "Krabat" bis zu den vielen Rabenmenschen und Menschenraben, die nicht zufällig besonders die Fantasy- und Jugendliteratur bevölkern, befinden sich doch auch deren Leser in einem Zwischenreich, in einem nicht mehr und noch nicht des sich Verwandelns. - Ein Feuilleton von Ursula Naumann.

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

Das Bayerische Feuilleton erzählt keine Geschichten, die schon 100 Mal erzählt wurden. Alle Spielarten von Geschichte hinter den Geschichten sind möglich. Wir nutzen die Chance für Spott, Scherz, Satire und Ironie. Uns interessieren Themen, in denen sich reale Ortschaften mit Literatur und Kunst verbinden. Wir schätzen Originale in der schönen neuen Medienwelt der "Unauffälligen". Wir bieten radiophone Geschichten mit Gedankenstoff und Spielraum für Gefühle. Als journalistisches Genre hat das Bayerische Feuilleton eine anspruchsvolle Tradition.