Bayern 2

radioWissen am Nachmittag Texte über München

Lion Feuchtwanger | Bild: picture-alliance/dpa

Dienstag, 10.11.2015
15:05 bis 16:00 Uhr

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BAYERN 2

Von der Hassliebe zu München
Zum Beispiel Josef Ruederer

Lion Feuchtwanger
Erfolg

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10.11.1619
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Autorin: Brigitte Kohn

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Von der Hassliebe zu München - Zum Beispiel Josef Ruederer
Autor: Christoph Leibold / Regie: Eva Demmelhuber
Als der Schriftsteller Josef Ruederer am 20. Oktober vor 100 Jahren starb, gab es nicht viele, die ihm nachweinten. Ruederer war ein Streithansel, der sich im Laufe seines Lebens mit vielen Kollegen überwarf. Mit Frank Wedekind zum Beispiel, mit Ludwig Ganghofer und vor allem mit Ludwig Thoma. Max Halbe schrieb, Ruederer hätte "in einer fortwährenden Opposition gegen jeden und jedes, nicht zuletzt auch gegen sich selbst" gestanden. Das mag ihn den gebührenden Nachruhm als eine der wichtigsten literarischen Stimmen Münchens gekostet haben. Andererseits sind gerade Streitlust und Kompromisslosigkeit auch die hervorstechendsten Qualitäten seines Schaffens. Selbst großbürgerlichen Verhältnissen entstammend schrieb Ruederer an gegen die Großkopferten, gegen Filz und Spezltum. Seine Werke (darunter der Roman "Erwachen", ein Panorama des alten München unter Ludwig I., sowie das satirische "München"-Buch von 1907, eine Art "Kir Royal" des frühen 20. Jahrhunderts) zeugen von einer tiefen Hassliebe Josef Ruederers zu seiner Heimatstadt. Höchste Zeit, diesen weithin vergessenen, selbsternannten poeta monacensis wieder zu entdecken.

Lion Feuchtwanger - Erfolg
Autorin und Regie: Dorit Kreissl
"Er dachte, dass es eigentlich rätselhaft sei, warum so viele, zum Beispiel er selber, trotz der Münchner die Stadt München so mochten". Lion Feuchtwanger und München - eine schwierige Beziehung! Der Dichter hat mit "Erfolg" den München-Roman schlechthin geschrieben, ist aber vielen kein Begriff mehr. Vielleicht liegt das daran, dass er seiner Heimatstadt kein schönes Denkmal gesetzt hat sondern ein bitterböses: er charakterisierte sie als "verknorpelt im Alten" und "übel reaktionär". Hellsichtig sah er im "Erfolg" auch die "Hauptstadt der Bewegung voraus", beschreibt die antisemitischen Strömungen, die Hitler den Weg zur Macht ebneten. Lion Feuchtwanger wächst in München auf, hat hier seine ersten literarischen Erfolge. 41 Jahre lebt er in München, doch in den 20er Jahren wird der Jude Feuchtwanger von den Behörden zusehends schikaniert und ins damals liberalere Berlin vertrieben. 1933 folgt die Flucht aus Hitler-Deutschland. 1957 verleiht ihm München den Literaturpreis, distanziert sich aber kurz darauf von ihrem Preisträger. Eine Posse, die aus dem "Erfolg" hätte stammen könnte.

Moderation: Christian Schuler
Redaktion: Petra Herrmann

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