Bayern 2

     

radioWissen Psychoanalyse und Abwehrmechanismen

Aggression statt Sublimierung | Bild: picture-alliance/dpa

Mittwoch, 30.09.2015
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Sublimieren und Kompensieren
Grundbegriffe der Psychoanalyse
Autorin: Justina Schreiber / Regie: Irene Schuck

Die Entzifferung der Seele
Psychoanalyse und Neurowissenschaften
Autor: Martin Schramm

Das Kalenderblatt
30.9.2004
Erstes Foto von einem Riesenkalmar
Von Carola Zinner

Als Podcast verfügbar

Sublimieren und Kompensieren - Grundbegriffe der Psychoanalyse
Von Justina Schreiber
Ruhe ist die erste Bürgerpflicht. Gesetze und gesellschaftliche Konventionen verhindern, dass der Mensch „die Sau rauslässt“, wie es ihm grad passt. Wohin also mit starken Gefühlen? Wohin mit Wut, Gier, Lust und Frust? Am besten man formt seinen dunklen Trieb in ein Stück Kunst um, in ein Gedicht zum Beispiel! Die Annahme, dass die gesamte menschliche Kultur aus unzähligen solcher Veredelungsprozesse entstanden ist, geht auf Sigmund Freud zurück, der allerdings ausschließlich sublimierte Sexualität am Werk sah. Anders als die Kompensation, bei der Symptome oder unangenehme Gefühle wie Minderwertigkeitskomplexe durch Überlegenheitsgefühle oder körperliche Beschwerden "ausgeglichen" werden, handelt es sich beim Sublimieren nicht um einen behandlungswürdigen, neurotischen Prozess. Vielmehr geht es darum, dass das Bewusstsein funktionierende gesellschaftliche Systeme gewährleistet und erschafft, indem es sich niedere Impulse "schön redet". Wie auch immer: Es handelt sich zumindest um eine Theorie, die das ewige Streben, den unstillbaren Erkenntnishunger der Menschheit erklären würde.

Die Entzifferung der Seele - Psychoanalyse und Neurowissenschaften
Von Martin Schramm
Noch vor nicht allzu langer Zeit standen sie sich skeptisch bis feindselig gegenüber: Psychoanalytiker und Neurowissenschaftler. Und das, obwohl sie - wenn auch aus unterschiedlichen Perspektiven - eigentlich ein und dasselbe wollen: verstehen, wie die Psyche des Menschen funktioniert. Doch es tut sich was: Beide Disziplinen finden zu einem Dialog, arbeiten an den Konturen einer so genannten "Neuropsychotherapie" und fragen zum Beispiel: Lässt sich Angst im Gehirn lokalisieren? Wie kann durch das „Feuern“ von Neuronen Geist und Bewusstsein entstehen? Oder: Was haben unsere Gefühle, Träume und unser Denken mit neurobiologischen Prozessen zu tun? Woran Sigmund Freud einst scheiterte, könnte so am Ende doch noch gelingen: die Psychoanalyse mit der empirischen Neurobiologie zu verbinden. Auch wenn die beiden Lager nicht die gleiche Sprache sprechen und unterschiedliche Konzepte trotz analoger Begriffe verwenden. So brauchen sie sicherlich einen langen Atem und viel Toleranz, um wirklich miteinander ins Gespräch zu kommen.

Redaktion: Susanne Poelchau
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