Bayern 2

     

Bayerisches Feuilleton Bayerns italienische Seitensprünge

Kind isst Spaghetti | Bild: picture-alliance/dpa

Samstag, 29.08.2015
08:05 bis 09:00 Uhr

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BAYERN 2

Das Glück ist eine lange, dünne Nudel
Bayerns italienische Seitensprünge
Von Thomas Kernert
Als Podcast verfügbar
Wiederholung am Sonntag, 20.05 Uhr, Bayern 2

Keine Frage, Bayern ist eine runde Sache, zu der es nichts hinzuzufügen gibt. Nichts, oder fast nichts. Höchstens vielleicht eine schöne, cremige Portion Eis am Nachmittag oder ein Gläschen Chianti am Abend, begleitet von einer Portion Pasta oder Pizza. Jeden Tag Weißwürste, Schweinsbraten und Dampfnudeln hält auf die Dauer kein Saumagen aus, weshalb sich immer mehr Landeskinder immer häufiger alimentär umorientieren.
Kein Wunder: Das Schuldbewusstsein bezüglich derartiger Seitensprünge wurde in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich abgebaut. Hielt man vor ein paar Jahrzehnten einen Teller Spaghetti noch für die kulinarische Manifestation des Chaos, so gehen heutzutage viele Bayern sogar im Trachtenanzug zum Italiener um die Ecke. Und nicht nur das! Längst hat Italien aufgehört, allein auf dem Teller präsent zu sein. Aus den Pizzabäckern und "Spaghettifressern" von einst sind soziokulturelle Leitfiguren geworden. Jeder will heutzutage ein Italiener sein. Italienische Mode, italienische Musik, Ferienhäuser in der Toskana gehören zum guten Ton. Die Volkshochschulkurse für Italienisch platzen aus allen Nähten. Immer mehr bayerische Mütter nennen ihre Kinder nicht mehr Liesel oder Franz, sondern Giulietta oder Marco. Immer ungenierter schmeichelt sich München damit, die nördlichste Großstadt Italiens zu sein, was manchen Italienern den Schweiß auf die Stirn treibt. Seit den Tagen Ludwigs I. hat der italienische Virus Bayern nicht mehr so fest im Griff gehabt.
Thomas Kernert, selbst schwer infiziert, versucht eine Bestandaufnahme und wagt sich an die beiden entscheidenden Fragen heran: 1.) Hat Italien vielleicht doch etwas, was Bayern nicht hat? Und 2.) Was halten die Italiener von unserer weiß-blauen Affenliebe?

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

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