Bayern 2

     

radioWissen Die Zeitgenossen Knigge und Schiller

Dienstag, 16.10.2012
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Manierenpapst und Radikalaufklärer
Freiherr Adolph von Knigge

Friedrich von Schiller
Eine Biografie

Das Kalenderblatt
16.10.1913
Shaws "Pygmalion" wird uraufgeführt
Ausgewählte Beiträge als Podcast verfügbar

Manierenpapst und Radikalaufklärer - Freiherr Adolph von Knigge
von Rainer Firmbach
"Ess- und Tisch-Knigge", "Business-Knigge", "Sex-Knigge" oder "Knigge der Weltreligionen" - so viel "Knigge" wie heute war nie. Aber: Adolph Freiherr von Knigge als Namensgeber, ja Vorbild für eine unüberschaubare Flut von "Ratgeberliteratur"? Eine Vorstellung wie diese wäre dem 1752 geborenen Spross verarmten Landadels vermutlich gehörig auf die Nerven gegangen. Denn wer Knigges zu sprichwörtlicher Berühmtheit gelangtes Buch "Über den Umgang mit Menschen" als bloße "Anstandsfibel" verkennt, der irrt. Wollte Knigge doch alles andere sein als ein stocksteifer Manierenpapst: Klein karierte Etikette und oberflächliche Fassadenpflege waren ihm zuwider. Von lebenspraktischen "Benimmregeln", korrekter Kleidung oder schön gedeckten Tischen steht deshalb in seinen Schriften so gut wie nichts zu lesen. Vielmehr ist Knigges "opus magnum" - mit seiner humanitären Zielsetzung und seiner starken Betonung des ethischen Lebensprinzips - ein typisches Produkt der Aufklärungszeit: Als ein glühender Anhänger ihrer freiheitlichen Ideale, sucht Knigge darin nach Antworten auf die Frage, wie jeder Mensch sein Leben glücklich und sinnerfüllt gestalten kann. Knigges eigenes Leben indes stand unter keinem günstigen Stern: Früh wird er Waise, ständig steckt er in Geldnöten, der Erfolg als Schriftsteller hält sich in Grenzen. Seine Stellung als Hofjunker, im Dienste des Landgrafen Friedrich in Kassel, ödet ihn an. Auch eckt der aufmüpfige Freigeist durch seine regimekritischen Schriften immer wieder bei der Obrigkeit an: Als "Revoluzzer" - Knigge gehört dem radikalaufklärerischen Illuminatenorden an - fällt er in Ungnade, wird zeitweilig sogar politisch verfolgt. Als Knigge, von Misserfolgen zermürbt, mit nur 43 Jahren stirbt, ist der Weltverbesserer in ihm gründlich desillusioniert: "Das Wesentliche", so Knigges trauriges Fazit, "wird von den Menschen lieber umgangen". Rainer Firmbach und ein Experte beleuchten Leben und Weltbild des unbequemen Querdenkers.

Friedrich von Schiller - Eine Biografie
von Hanna Dragon
Schon sein erstes Theaterstück, "Die Räuber", machte 1781 den Zweiundzwanzigjährigen berühmt. Bis heute gilt er als der bedeutendste deutsche Dramatiker. Dabei wurde er an der gefürchteten Militärakademie der "Karlsschule" , er nannte sie die "Sklavenplantage", zum Arzt ausgebildet. Doch nach dem Erfolg der Räuber fühlte er sich zum Schriftsteller berufen. 1788 wurde er zum Professor für Philosophie in Jena berufen und erweckte mit Goethe das "klassische Weimar" zum Leben. Allerdings war ihm Goethe , was den materiellen Wohlstand und die Gesundheit anging, immer weit voraus. Schiller lebte in eher bescheidenen Verhältnissen und starb mit 55 Jahren. Als Klassiker jedoch lebt er mitten unter uns. Kein zweiter Dichter hat die deutsche Sprache um so viele geflügelte Worte bereichert, ob es nun "der langen Rede kurzer Sinn" ist oder "der Dritte im Bunde" oder "Die Axt im Haus erspart den Zimmermann".

Redaktion: Petra Herrmann
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