Bayern 2

radioWissen Der Mensch und "seine" Tiere

Kanarienvogel | Bild: picture-alliance/dpa

Freitag, 01.12.2017
09:05 bis 10:00 Uhr

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BAYERN 2

"Macht euch die Tiere untertan!"
Von der Domestikation zur Massenproduktion

Der Kanarienvogel
Kleiner Vogel - große Stimme

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Von Prisca Straub

Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

"Macht euch die Tiere untertan!" - Von der Domestikation zur Massenproduktion
Autorin: Silke Wolfrum / Regie: Sabine Kienhöfer
Als die Menschen vor 11.000 Jahren sesshaft werden, fangen sie auch an sich Tiere zu halten. Damit geht eine Revolution im menschlichen Denken einher. Der Mensch sieht sich nicht mehr auf einer Stufe mit der Tierwelt, sondern er stellt sich über sie. Seitdem beherrscht der Mensch Tiere. Er selektiert, formt und dressiert sie nach seinen persönlichen Bedürfnissen. Ist das Mensch-Tier-Verhältnis lange noch relativ eng und wechselseitig, verändert es sich mit der industriellen Revolution zu einem einseitigen Abhängigkeitsverhältnis, jedenfalls was die Nutztiere angeht. Diese werden zu einer biologischen Masse, deren Wert sich rein nach ihrem Ertragswert bemisst. Hühner, Rinder und Schweine werden verdinglicht, Hunde, Katzen und Meerschweine dagegen vermenschlicht. Viele Heimtiere teilen das Bett mit ihrem Herrchen, werden fürs Familienalbum fotografiert, und wenn Herr und Tier im Urlaub getrennt sind, wird telefoniert oder geskypt. Seit wann sind wir so schizophren?

Der Kanarienvogel - Kleiner Vogel - große Stimme
Autorin: Christina Teuthorn-Mohr / Regie: Irene Schuck
In seiner wilden Form lebt er als "Kanariengirlitz" weiterhin auf den Kanarischen Inseln: Doch der singt ganz anders und ist unspektakulär grau-braun - ganz anders, als man sich in Deutschland den Kanarienvogel vorstellt. Denn der "klassische", bei uns bekannte gelbe Vogel ist "Made in Germany". Ursprünglich war er auf Madeira, den Azoren und den Kanaren heimisch, von wo ihn spanische Eroberer Ende des 15. Jahrhunderts nach Mitteleuropa brachten. Dort galten die "Zuckervögelchen" als Symbol für Wohlstand und waren sehr gefragt. Mönche begannen, sie zu züchten. Im 19. Jahrhundert wurde der singende, gelbe "Harzer Roller" zum Exportschlager aus Deutschland. Der Clou: Diese Vögel konnten mit scheinbar geschlossenem Schnabel angenehm sogar verschiedene Strophen singen. In den 1880er Jahren exportierten Großunternehmer aus dem Harz hunderttausende Vögel, vor allem in die USA. Der Harzer Roller wurde auch als Warnsystem in deutschen Bergwerken eingesetzt, da er sehr empfindlich auf schlecht werdende Luft und drohende Kohlenmonoxid-Vergiftung reagierte. In Sankt Andreasberg in Deutschland ehrt mittlerweile ein Museum den Vogel.

Moderation: Iska Schreglmann
Redaktion: Bernhard Kastner

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