Bayern 2

     

Nachtstudio Alles Theater (2/4)

Dienstag, 25.07.2017
20:03 bis 21:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Die neue Stadt und ihr altes Theater
Wie sich die deutsche Bühnenlandschaft verändert
Von Tobi Müller
BR 2016
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Die ganze Welt beneide Deutschland um seine Theaterdichte und die Vielfalt der Formen, sagen Kulturpolitiker. Das ist eine gern gebrauchte, aber wenig aussagekräftige Beschwörungsformel. Denn mittlerweile halten krisengeplagte Kommunen Schließungen nicht mehr für ein Sakrileg. Doch auch in den Metropolen kommt man ins Grübeln. Worin genau besteht noch mal "Vielfalt"?
Denn die Schauspielhäuser hier wie dort arbeiten alle nach dem gleichen Modell: Es gibt Stücke der Saison, ausgearbeitet von Regisseuren und Schauspielern mit identischer Ausbildung und gleicher Muttersprache. Das eine oder andere Flüchtlingsprojekt beruhigt die Politik und Kritik, lenkt aber eigentlich davon ab, dass im Kern alles gleich bleibt. Die Welt außerhalb des Stadttheaters verändert sich schnell und - welch Überraschung - von alleine: bald mehr als die Hälfte der Kinder - das Publikum der Zukunft - sprechen zu Hause kein Deutsch. Und internationale Musiker, Performerinnen und Künstlerinnen ziehen in deutsche Städte. Selbst die besten unter ihnen haben es schwer, in die großen Häuser zu kommen. Es gibt Versuche, die Theater zu öffnen: Matthias Lilienthal probiert es seit zwei Jahren in den Münchner Kammerspielen, Chris Dercon in Berlin ab diesem Herbst. Gleich befürchten Theaterlobby und die Mehrheit der Kritiker den Untergang des Theaters. Kay Voges, Schauspielchef in Dortmund, zeigt aber auch abseits der Theatermetropolen, dass Veränderung möglich ist. Der Essay "Die neue Stadt und ihr altes Theater" geht den Gründen nach, warum es so schwierig ist, die Bühnen ins neue Jahrhundert zu führen.