Bayern 2

     

Bayern - Land und Leute Der Watzmann ruft!

Der Watzmann in Berchtesgaden | Bild: colourbox.com

Donnerstag, 15.06.2017
13:05 bis 13:30 Uhr

BAYERN 2

Der Watzmann ruft!
Mythos und Geschichte
Von Ulrich Zwack
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Der Watzmann ist gerade mal 2713 Meter hoch, zählt also bei weitem nicht zu den höchsten Bergen der Alpen und schon gar nicht zu den höchsten der Welt. Trotzdem gehört er zu den ganz Großen, zu den Bergen mit Charakter, sozusagen. Von jeher beflügelt er die Phantasie derer, die zu seinem imposant markanten Gipfelensemble aufschauen. Der Sage nach handelt es sich um den bösen König Watzmann, der einst über das Land herrschte und zur Strafe für seine grausamen Taten mitsamt seiner Frau und seinen Kindern in Stein verwandelt wurde.

Grausam ist er allerdings auch nach der Versteinerung geblieben. Seit der Pfarrer Valentin Stanig im Jahr 1800 als erster Mensch auf dem Watzmann-Hauptgipfel stand, hat allein die Ostwand des Bergs 100 Todesopfer gefordert. Mit 1900 Metern bildet sie immerhin die höchste Felswand der Ostalpen und ist bei Bergsteigern vor allem wegen ihrer unberechenbaren Wetterumschwünge gefürchtet. "Schicksalsberg" nennen die Österreicher Wolfgang Ambros, Manfred Tauchen und Joesi Prokopetz den Bergriesen in ihrem Rustical "der Watzmann ruft". Und schicksalhaft - oder doch zumindest wechselhaft - war auch der Verlauf der Geschichte zu seinen Füßen. Schließlich findet man in der Gegend zuhauf Salz - heute ein Paar-Cent-Artikel, früher eine Kostbarkeit, um die sich Bayern und Salzburg besonders gern und mehrfach rauften. Auch Berchtesgaden fungierte schon mal als päpstliches Eigenkloster oder Teil des Großherzogtums Toskana, ehe es 1810 zum vorerst letzten Mal den Besitzer wechselte und an Bayern fiel.

Freilich gibt es auch Erfreuliches aus der Gegend um den Watzmann zu berichten: Der Almabtrieb fällt hier immer besonders malerisch aus; zum Teil erfolgt er sogar per Schifferlfahrt über den Königsee. Und auf dem Königsee lässt sich bekanntlich ein besonders eindrucksvolles Echo auslösen. Neben der herrlichen Landschaft und der guten Luft zieht dergleichen natürlich Touristen en Masse an. Soll doch sogar der Kaiser Barbarossa im nahen Untersberg nun schon seit über 800 Jahren auf seine Wiederkehr warten. Im Dritten Reich hat allerdings auch ein gewisser GröFaZ in unmittelbarer Nachbarschaft zum Watzmann seine alpine Regierungsfiliale eröffnet. Und der herrschte noch viel grausamer als einst König Watzmann.

Eine akustische Gratwanderung von Ulrich Zwack.