Bayern 2

     

radioWissen Brüchiges Biedermeier

Franz Grillparzer | Bild: picture-alliance/dpa

Dienstag, 02.05.2017
09:05 bis 10:00 Uhr

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BAYERN 2

Franz Grillparzer
Der österreichische Nationaldichter

Eduard Mörike
Heiterkeit vor dunklem Grund

Das Kalenderblatt
2.5.1874
Jerome K. Jerome geboren
Von Xaver Frühbeis

Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Franz Grillparzer - Der österreichische Nationaldichter
Autorin: Justina Schreiber / Regie:Irene Schuck
Die Ehrungen kamen spät, wenn nicht zu spät. Sie machten die Kränkungen nicht ungeschehen, die Franz Grillparzer (1791-1872) lange hatte einstecken müssen. Der studierte Jurist, den der k. k. Hof erst als niedrigen Angestellten, dann als Archivdirektor förmlich versauern ließ, fühlte sich "als Mensch unverstanden, als Beamter übersehen" und "als Poet höchstens geduldet". Dabei verlief seine Karriere als Theaterautor zunächst durchaus grandios. Seine Stücke, für die er in klassizistischer Manier vor allem antike Stoffe adaptierte, wirkten damals wegen der psychologisch verfeinerten Charakterdarstellungen modern und volksnah zugleich. Aber die Zensur und andere Schikanen der restaurativen Politik des Biedermeier machten dem gleichwohl kaisertreuen Dichter zu schaffen. Als dann sein Lustspiel "Weh' dem, der lügt" 1838 im Wiener Burgtheater komplett durchfiel, zog sich der Junggeselle aus dem öffentlichen Leben zurück. Grillparzer schrieb von nun an für die Schublade. Weil das Land, vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg, identitätsstiftende "eigene", nicht-deutsche Helden brauchte, jubelte man ihn posthum zum österreichischen Nationaldichter hoch.

Eduard Mörike - Heiterkeit vor dunklem Grund
Autorin: Brigitte Kohn / Regie: Petra Herrmann
Er war Dorfpfarrer, Familienvater, Mozartliebhaber und kam Zeit seines Lebens kaum aus dem Schwabenland heraus. Eduard Mörike (1804-1875), zu Lebzeiten nur wenigen Literaturkennern bekannt, gilt heute als Inbegriff des deutschen Biedermeiers. Doch Unruhe und Sinnsuche begleiteten alle Stationen seines Lebens. Auf persönliche Katastrophen, Liebesdramen, schwere Verluste, gescheiterte Träume und mangelnden Publikumserfolg reagierte er mit stillem Rückzug und psychosomatischen Beschwerden. Dem pragmatischen Geist des Industriezeitalters setzte er seine von Naturgeistern und Dämonen bevölkerten Phantasiewelten entgegen. Ständig im inneren Zwiespalt lebend, bereicherte er die deutsche Dichtung um einige ihrer schönsten Zeilen: "Gelassen stieg die Nacht ans Land, lehnt träumend an der Berge Wand …" oder: "Oh flaumenleichte Zeit der dunklen Frühe".

Redaktion: Thomas Morawetz

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