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US-Demokraten Skandal vor dem Parteitag

Der heute beginnende Parteitag der Demokraten in Philadelphia wird von einem Skandal überschattet: Wikileaks hat E-Mails veröffentlicht, die zeigen, dass die Parteispitze Hillary Clinton im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur gegenüber ihrem Mitbewerber Sanders bevorzugte. Von Rolf Büllmann

Stand: 25.07.2016

Hillary Clinton | Bild: Reuters (RNSP)

Darauf hoffen die Verantwortlichen der Demokratischen Partei: auf einen begeisterten, nicht zerstrittenen Parteitag in Philadelphia, bei dem die Delegierten Hillary Clinton bejubeln. Oder wie Clinton selber sagt:

"Wir werden uns vereinen, und wir werden bereit sein, auf dem Parteitag geschlossen unsere Argumente vorzutragen, um Donald Trump bei der Wahl zu schlagen."

Hillary Clinton

Doch genau am Wochenende vor dem Parteitag ist ein alter Streit wieder aufgebrochen. Auf Wikileaks wurden E-Mails aus der Parteizentrale der Demokraten veröffentlicht, die belegen, was das Sanders-Lager schon lange behauptet hat: dass der Parteiapparat gegen Sanders war - und für Clinton. In einer E-Mail aus dem Hauptquartier wird zum Beispiel überlegt, ob man den Medien nicht stecken könne, dass Sanders Atheist ist - um ihm so bei religiösen Wählern zu schaden.

Sanders will Clinton trotzdem unterstützen

Empörend sei das, aber kein allzu großer Schock für ihn, sagt Sanders dazu. Er fühlt sich nur bestätigt in dem, was er die ganze Zeit gesagt hat: dass das Partei-Establishment gegen ihn, den Außenseiter war. Trotzdem bleibe er bei seiner Unterstützung für Clinton.

"Ich werde mich darauf konzentrieren sicherzustellen, dass Trump nicht Präsident wird. Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um ihn zu schlagen und Hillary Clinton ins Amt zu wählen."

Bernie Sanders

Bernie Sanders wird gleich am ersten Abend des Parteitages Gelegenheit haben, das unter Beweis zu stellen - wenn er seine große Parteitagsrede hält. Doch die Frage ist, ob seine Anhänger ihm folgen und Hillary Clinton unterstützen. Denn die Partei ist gespalten. Das zeigt sich, wenn man Demokraten auf der Straße fragt, ob sie Hillary Clinton wählen wollen. Die Reaktionen reichen von klarer Ablehnung über Ratlosigkeit bis zu resignierter Zustimmung.

Parteivorsitzende zieht Konsequenzen

Vielleicht macht es der Rücktritt von Parteichefin Debbie Wassermann-Schultz, die den Sanders-Leuten als Hauptverantwortliche gilt, den Skeptikern leichter, für Clinton zu stimmen. Wassermann-Schultz hat angekündigt, nach dem Parteitag ihr Amt aufzugeben, während des Parteitages soll sie gar nicht auftreten.

Richten sollen es die großen Namen: Bill Clinton am Dienstag und Vizepräsidentschaftskandidat Tim Kaine sowie Präsident Obama und sein Vizepräsident Biden am Mittwoch. Obama hat schon angefangen, für Clinton zu werben. Er sagt über sie, es habe sich noch nie jemand um die Präsidentschaft beworben, der so qualifiziert dafür ist, wie sie.

"Ich stehe an ihrer Seite, und bin voll dabei, und kann es gar nicht abwarten für Hillary Wahlkampf zu machen."

Barack Obama

... und genau das ist das Bild, das die Demokraten vermitteln wollen: Einigkeit, Geschlossenheit, Begeisterung für die Kandidatin. Ob das gelingt, ist im Moment noch unklar. Sicher ist aber: Morgen wird der Parteitag Clinton offiziell zur Präsidentschaftskandidatin wählen, am Donnerstag nimmt sie die Wahl an. Und wenn nicht irgendetwas fürchterlich schief geht, wird es für sie mehr Jubel geben als Buhrufe.


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