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Kommentar Donald Trump, der schlechte Verlierer

Donald Trump kann nur noch auf ein Wunder hoffen, will er die Wahl in den USA gewinnen. Sein trotziger Hinweis, er würde womöglich das Ergebnis nicht anerkennen, haben seine Chancen weiter verringert, meint Martin Ganslmeier.

Von: Martin Ganslmeier, ARD-Studio Washington

Stand: 20.10.2016

Donald Trump beim dritten TV-Duell in Las Vegas | Bild: picture-alliance/dpa

Eine Stunde lang sah es im dritten TV-Duell nach einem Unentschieden aus. Clinton wirkte staatsmännisch und machte keine größeren Fehler. Trump blieb einigermaßen diszipliniert.

Doch dann versenkte Donald Trump sich und seine Wahlchancen mit einer desaströsen Antwort. Auf die Frage des sehr guten Moderators Chris Wallace, ob er das Wahlergebnis am 8. November anerkennen wird, verweigerte Trump ein klares Ja und sprach stattdessen erneut von Wahlbetrug und Manipulation: Deshalb müsse er sich das erst anschauen. Zurecht verurteilte Clinton diese Antwort als "erschreckend“.

Trump befeuert Verschwörungstheorien

Dass Trump die drohende Niederlage schon jetzt auf Wahlfälschungen zurückführt, lässt Schlimmes befürchten. Denn die Hälfte seiner Anhänger glaubt diesen aberwitzigen Verschwörungstheorien.

Es gehörte immer zu den Stärken der amerikanischen Demokratie, dass der Verlierer nach einem harten Wahlkampf das Ergebnis akzeptiert und dem neuen Präsidenten alles Gute wünscht.

Eine Strategie der verbrannten Erde

Trumps Wahlkampfstrategie der verbrannten Erde droht die Spaltung der US-Gesellschaft weiter zu vergrößern, zumal er erneut betonte, die "betrügerische Hillary“ gehöre ins Gefängnis. All dies erinnert eher an eine Bananenrepublik und ist der ältesten Demokratie der Welt unwürdig.

Trump verhält sich derzeit wie ein Kind, das beim "Mensch-ärgere-Dich-nicht-Spiel“ lieber die Männchen der Gegner umschmeißt als die Niederlage zu akzeptieren.

Clinton bleibt vorne, wenn keine Sensation passiert

Mein Fazit nach drei TV-Debatten: Das Rennen ist so gut wie gelaufen. Trump kann in den nächsten drei Wochen nur noch auf ein Wunder hoffen, vielleicht in Form einer sensationellen Wikileaks-Enthüllung über Clinton.

Das zeigen auch die Umfragen: Vor der ersten TV-Debatte hatte Clinton nur einen knappen Vorsprung von zwei Prozentpunkten. Dann entschied sie das erste TV-Duell klar für sich, weil Trump nur 15 Minuten lang staatsmännisch wirkte, dann jedoch immer konfuser wurde.

Runde zwei ging als die niveauloseste TV-Debatte aller Zeiten in die Geschichte ein und hatte nur Verlierer.

In der dritten TV-Debatte hat Clinton nun erneut den besseren Eindruck hinterlassen. In den Umfragen hatte sie ihren Vorsprung schon vorher auf fünf bis elf Prozentpunkte ausgebaut. Einen solch großen Rückstand so kurz vor der Wahl konnte bisher kein Präsidentschaftskandidat aufholen.

Setzt sich doch die Vernunft durch?

Tröstlich, dass sich in den USA am Ende wohl doch die Vernunft durchsetzt und Clinton Präsidentin wird. Einem Mann, der um drei Uhr nachts wüste Tweets verschickt, will die Mehrheit der Amerikaner den Atomkoffer nicht anvertrauen.


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