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Kommentar "Scheuer fehlt es an menschlicher Größe"

Andreas Scheuer fehlt es offenbar an menschlicher und politischer Größe, meint BR-Landtagskorrespondent Rudi Erhard. Auch an Tag fünf nach seiner kritisierten Äußerung schafft er es nicht, sich zu entschuldigen.

Stand: 21.09.2016

Andreas Scheuer, CSU-Generalsekretär | Bild: picture-alliance/dpa

Wie verbohrt muss ein CSU-Generalsekretär sein, dass er es auch am fünften Tag nach seiner von den Kirchen kritisierten Verbalgrätsche gegen Asylbewerber nicht schafft, sich öffentlich zu entschuldigen. Da fehlt es Andreas Scheuer wohl an menschlicher und politischer Größe. Stattdessen nur ein Herumgeeiere, er habe das mit der überzogenen Wortwahl doch klargestellt und deswegen auch mit seinen Kritikern aus Kirchenkreisen telefoniert. Das ist zu wenig, um den Verdacht aus der Welt zu schaffen, die CSU pflege eben doch unchristliche Vorurteile gegen nicht willkommene Asylbewerber.

Wer wie Scheuer zur Problematik der Rückführung von nicht anerkannten Asylbewerbern das fiktive Beispiel eines fußballspielenden Messdieners aus dem Senegal als Hindernis für eine schnellere Abschiebung skizziert, sollte wissen, dass er damit ehrenamtliche Helferkreise aus Kirchen wie Sportvereinen diskreditiert. Scheuers blauäugige Versicherung, das sei so nicht gemeint gewesen, ist da zu wenig.

Nachdenken, bevor krumme und dumme Beispiele über die Lippen kommen

Andreas Scheuer ist schließlich kein CSU-Hinterbänkler, sondern der Generalsekretär seiner Partei. Als solcher muss er deren vielkritisierten Kurs in der Flüchtlingspolitik immer wieder erklären und es sich vorher überlegen, bevor ihm krumme und dumme Beispiele über die Lippen kommen. Es gibt eben, gottseidank, auch außerhalb kirchlicher Kreise Bürger, die Flüchtlinge und Asylbewerber vorrangig human behandelt sehen wollen. Dem CSU-Generalsekretär unterstellen sie nach dessen bisherigem Verhalten zu Recht andere Motive. Die politischen Mitbewerber waiden das verständlicherweise genüsslich aus und fordern zum Teil den Rücktritt des unchristlichen Generalsekretärs.

Eine Watschn für den CSU-General?

Parteichef Seehofer sieht dafür zur Recht keinen Anlass. Dennoch musste  er wegen Scheuer jetzt klarstellen, Humanität gegenüber Flüchtlingen und Asylbewerbern stehe bei der CSU an erster Stelle. Rassismus werde nicht geduldet. Das kann auch als Ohrfeige gegen den CSU-General verstanden werden. Seehofer bemüht sich ja derzeit gerade um einen neuen Brückenschlag zu Kanzlerin Merkel. Er will sich mit ihr auf eine wirksame Flüchtlingspolitik mit Obergrenzen einigen - auch als  Grundlage für das von ihm angestrebte gemeinsame Bundestagswahlprogramm mit der CDU. CSU-Generalsekretär Scheuer sollte sich aber vorher noch einmal sein christliches Weltbild gründlich überlegen.


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