Bayern 2 - radioThema

Ein Streifzug durch Flandern & Niederlande, Ehrengast der Messe

"Dit is wat we delen" Ein Streifzug durch Flandern & Niederlande, Ehrengast der Messe

Stand: 12.10.2016

Unter dem Motto "Dies ist was wir teilen" präsentieren Flandern & die Niederlande, die in diesem Jahr gemeinsam Ehrengast der Frankfurter Buchmesse sind, Romane, Sachbücher und Lyrik von insgesamt 70 Autoren. Ein Streifzug durch die Literaturlandschaften an der Nordsee von Katharina Borchardt und Cornelia Zetzsche.

Lange gehörten Flandern und die Niederlande zusammen, 1830 trennten sich die Wege der niederländisch sprechenden Belgier und der Niederländer und damit auch ihre Erfahrungswelten. Der Erste Weltkrieg hatte in beiden Ländern verschiedene Auswirkungen - in Flandern gibt es kein Dorf ohne Soldatenfriedhof oder sonst ein Mahnmal, das an das Wüten des "Großen Krieges" erinnert. Die Niederländer haben das Ende ihrer Kolonialzeit zu verkraften und blicken mehr und weniger melancholisch auf ihr exotisches Leben in Asien zurück. Inzwischen gleichen sich die Erfahrungswelten wieder an - Migration und Mulitkulti ist in beiden Ländern Thema - und die großen niederländischen Bestseller wie Margriet de Moor und Connie Palmen gehören ohnehin zum gemeinsamen literarischen Erfahrungsschatz.

Das Ende der Kolonialzeit

Das Leben zweier Jungs auf einer Plantage in Indonesien in den 1920er-Jahren. Der eine ist Sohn des Plantageverwalters, der andere der des eingeborenen Aufsehers. Aus ihrer wunderbaren Freundschaft wird bald eine verbissene Feindschaft, die Plantagen-Idylle wird zur Kampfzone. Die niederländische Autorin Hella Haasse erinnert diese Geschichte aus dem Ende der Kolonialzeit in ihrem Romandebüt "Der Schwarze See".

Das Wüten der Kriege

Der Belgier Kris van Steenberge spiegelt in seinem mehrfach ausgezeichneten Romandebüt "Woesten" - auf Deutsch "Verlangen" - die Erfahrungen seines Großvaters im "Großen Krieg" 1914/18. Die reiche Literaturszene beider Länder widmet sich aber auch den aktuellen Kriegsschauplätzen und deren Opfern. Fikry El-Azzouzi, Belgier marokkanischer Herkunft, stellt Flüchtlingsgeschichten und Erlebnisse junger Migranten vor - unter dem programmatischen Titel "Wir da draußen". Wytske Versteeg erzählt in "Boy" aus der Perspektive der hilflosen Adoptivmutter die Geschichte des sensiblen, unzugänglichen Boy, mit dem es ein schlimmes Ende nimmt.

Bücher im radioThema zum Gastland

Erster Weltkrieg

  • Kris Van Steenberge: "Verlangen". Aus dem Niederländischen von Waltraud Hüsmert. 440 Seiten, Verlag Klett-Cotta, 24,95 Euro
  • Stefan Hertmans: "Der Himmel meines Großvaters". Aus dem Niederländischen von Ira Wilhelm. 320 Seiten, Hanser Berlin, 21,90 Euro
  • Geert Buelens: "Europas Dichter und der Erste Weltkrieg". Aus dem Niederländischen von Waltraud Hüsmert. 460 Seiten, Suhrkamp, 26,95 Euro

Migration

  • Murat Isik: "Das Licht im Land meines Vaters". Aus dem Niederländischen von Gregor Seferens. 442 Seiten, Arche, 22,99 Euro
  • Fikry El Azzouzi: "Wir da draußen". Aus dem Niederländischen von Ilja Braun. 224 Seiten, Dumont, 20 Euro
  • Wytske Versteeg: "Boy". Aus dem Niederländischen von Christiane Burkhardt. 238 Seiten, Wagenbach, 10,90 Euro

Niederländisch-Indien

  • Maria Dermoût: „Die zehntausend Dinge“. Aus dem Niederländischen von Bettina Bach. 264 Seiten, dtv, 22 Euro
  • Hella S. Haasse: „Der schwarze See“. Aus dem Niederländischen von Gregor Seferens. Lilienfeld, 144 Seiten, 18,90 Euro
  • Adriaan van Dis: "Das verborgene Leben meiner Mutter". Aus dem Niederländischen von Marlene Müller-Haas. 288 Seiten, Droemer, 19,99 Euro
  • Gustaaf Peek: "Göttin und Held". Aus dem Niederländischen von Nathalie Lemmens. 336 Seiten, DVA, 19,99 Euro

Wissenschaft

  • J. J. Voskuil: "Das Büro". Band 1-7. Aus dem Niederländischen von Gerd Busse. pro Band 700-1.000 Seiten, Verbrecher-Verlag, pro Band 29-32 Euro
  • Frans Kellendonk: „Buchstabe und Geist“. Aus dem Niederländischen von Rainer Kersten. 176 Seiten, Lilienfeld, 19,90 Euro
  • Joost de Vries: "Die Republik". Aus dem Niederländischen von Martina den Hertog-Vogt. 300 Seiten, Heyne, 19,99 Euro

Dies ...

  • Charlotte van den Broeck: "Kameleon". Lyrikline, 2016
  • Fikry El Azzouzi: "Wir da draussen". 224 Seiten. Dumont, 20 Euro
  • Niña Weijers: "Die Konsequenzen", 359 Seiten, Suhrkamp, 22 Euro
  • Bregje Hofstede: "Der Himmel über Paris", 224 Seiten, C.H.Beck, 17,95 Euro
  • Willem Frederik Hermans: "Die Dunkelkammer des Damokles", Aufbau Verlag
  • Hugo Claus: "Der Kummer von Belgien", Klett-Cotta Verlag

... und das

  • Leon de Winter , "Geronimo", Diogenes Verlag
  • Harry Mulisch, "Schwarzes Licht", Verlag Klaus Wagenbach
  • Mano Bouzamour, "Samir, genannt Sam", Residenz Verlag
  • Andy Fierens, "Gambaviecher in fetter Tunke" Verlag Das Wunderhorn
  • Yves Petry, "In Paradisum", Luftschacht Verlag
  • Margriet de Moor, "Schlaflose Nacht", Hanser Verlag

radioThema

Cornelia Zetzsche macht darüber hinaus "Hausbesuche" bei prominenten Autoren wie Margriet de Moor und Connie Palmen in Amsterdam und bei dem preisgekrönten Flamen Yves Petry in Leuven, der den realen "Kannibalen von Rotenburg" als Roman-Figur neu erfand. Geert Mak, der große Reisende, Alltagsarchäologe und Fährtenleser historischer Spuren und viele andere führen, kurz vor dem Frankfurter Gastauftritt, im "radioThema" durch "Flandern und die Niederlande".
Donnerstag, 13. Oktober 20.03 Uhr auf Bayern 2