Bayern 2 - Hörspiel


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Wassily Kandinsky Klänge

2 Teile

Stand: 16.12.2016 | Archiv

Hörbuch-Cover "Wassily Kandinsky: Klänge" (BR/intermedium records 2015) | Bild: intermedium records

"Wassily Kandinsky begnügte sich nicht mit Pinsel und Leinwand. Seine Kreativität ging weiter. Farben und bildnerische Formen hat er in dem 1912 erschienenen Band 'Klänge' in Worte und Verse verwandelt. Hörspielregisseur Karl Bruckmaier hat ihnen nun durch Komponisten, Arrangeure, Sprecher, Sänger und Instrumentalisten den Sound dieses Jahrhunderts gegeben. So entstand ein aufregendes, beachtenswertes Zeugnis der Medienkunst."

(Jurybegründung Hörbuchbestenliste September 2016, 1. Platz )

Akt der Überwindung

Als Klänge von Wassily Kandinsky 1912 im Münchner Piper Verlag erschien – Auflage: bescheidene 345 Stück – ahnten weder Verlag noch Öffentlichkeit, dass mit diesem schmalen Bändchen mit seinen Holzschnitten und Prosagedichten ein heute legendäres Bindeglied zwischen Epochen und Stilen publiziert wurde. Kandinsky selbst betrachtete die in jahrelanger Arbeit entstandene Verknüpfung von Bild und Text als Befreiung, als Akt der Überwindung künstlerischer Beschränkungen:

"In der Vergangenheit wurde ein Künstler stets schief angeschaut, wenn er sich schriftlich auszudrücken suchte – als Maler hatte man sogar mit dem Pinsel zu essen und so zu tun, als gäbe es keine Gabel."

Wassily Kandinsky

Möglichkeit einer neuen Bedeutung

So wie sich Kandinsky in seiner Malerei Schritt für Schritt von der Gegenständlichkeit entfernte, so versuchte er parallel dazu in einer ihm (eigentlich) fremden Sprache die oberflächliche Bedeutung der Wörter zu überwinden, die Möglichkeit einer neuen Bedeutung, die sich nur in Klang und Rhythmus des jeweiligen Wortes erschloss, zu ergründen. Manches erinnert hierbei an die expressionistische Dichtung der Zeit, doch geht Kandinsky oft auch einen Schritt weiter, gelingen ihm Zeilen, die schon auf etwas verweisen, das bald Dada heißen wird.

Kandinskys Texte zu Musik setzen

Das Klänge-Projekt der Redaktion Hörspiel und Medienkunst des Bayerischen Rundfunks, übergibt nun diese Texte Kandinskys nach über einem Jahrhundert einer neuen, pop-sozialisierten Generation von Künstlern, um auszuloten, welche Wechselwirkung die „pression intérieure“ des nachgerade archetypischen „modernen Künstlers“ Kandinsky in einem neuen Kontext auszulösen in der Lage ist – eine Wechselwirkung mit der Musik unserer Zeit in ihrer ganzen Bandbreite von Metal bis Jazz, von abstrakter Gitarrenmusik bis hin zu elektronischen Klängen. Karl Bruckmaier als ausführender Produzent des Projekts hat elf Musiker aus Deutschland (Jeff Beer, Lydia Daher, Saam Schlamminger, Antye Greie, Federico Sanchez), den USA (Wrekmeister Harmonies, Emily Manzo, Glenn Jones, David Grubbs), Großbritannien (Chris Cutler) und Frankreich (Sophia Domancich) gebeten, Kandinskys Texte zu Musik zu setzen und dies in möglichst vielfältigen Arbeitskombinationen vom Solo-Piano bis zum Streichquartett, von solipstistischem Schlagwerk bis zu abstrakten Gitarrenklängen.

Wassily Kandinsky: Klänge (1/2)

  • 1. Jeff Beer: Vorhang, Länge 00‘35, Komposition: Jeff Beer, Stimme: Kathrin von Steinburg
  • 2.Glenn Jones: Lenz, Länge 02‘09, Komposition: Glenn Jones, Musiker: Glenn Jones und Matthew Azevedo, Stimme: Gabriel Raab
  • 3. Sophia Domancich: Abenteuer, Länge 03‘06, Komposition und Piano: Sophia Domancich, Batterie: Simon Goubert, aufgenommen am 29. September 2014 im Studio de Noêl, Boynes, Technik : Thibère Nömis, Stimme: Kathrin von Steinburg
  • 4. Antye Greie: Später, Länge 04‘02, Musik: Vladislav Delay, Stimme: Antye Greie-Ripatti, Produktion, Mastering: AGF
  • 5. David Grubbs: Sehen, Länge 01‘22, Bullroarer, Computer: David Grubbs, Bass drum: Eli Keszler, aufgenommen von Mitch Rackin in der Seaside Lounge, Brooklyn, NY, Stimme: Detlef Kügow
  • 6. Lydia Daher: Offen, Länge 02‘08, Trompete, präpariertes Flügelhorn: Markus Christ, Stimme: Lydia Daher, Kontrabass: Tobias von Glenck, Schallplatten-Schneidemaschine: Moritz Illner, Konzept: Lydia Daher, Arrangement: Markus Christ, Lydia Daher, Tobias von Glenck, Moritz Illner, Mix: Moritz Illner
  • 7. Chris Cutler: Doch Noch, Länge 05’15, Soundscape materials gesammelt von Chris Cutler, Brian Labcyz, Martyn Singleton, Marcelo Radulovic, Otomo Yoshihide, Tom Dimuzio, Jim Denley and Maggi Payne, Aufgenommen und gemischt zwischen 23.September und 3. Oktober 2014 im Studio Midi-Pyrenees, Caudeval, Frankreich, Technik, Mastering: Bob Drake, Stimme: Gabriel Raab
  • 8. Saam Schlamminger: Der Riss, Länge 01‘15, Komposition: Saam Schlamminger, Stimme: Gabriel Raab
  • 9. Federico Sanchez: Ausgang, Länge 02‘23, Komposition: Federico Sanchez, aufgenommen im Oktober 2014 im Schamoni Film & Medien Studio, München, Stimme: Federico Sanchez
  • 10.David Grubbs: Wurzel, Länge 01‘54, E-Gitarre, Computer: David Grubbs, Musik: David Grubbs, aufgenommen von Mitch Rackin in der Seaside Lounge, Brooklyn, NY, Stimmen: Helga Fellerer und Detlef Kügow
  • 11. Lydia Daher: Im Wald, Länge 03‘34, Trompete, Schlagzeug, Gitarre: Markus Christ, Stimme: Lydia Daher, Kontrabass, Pianet: Tobias von Glenck, Schallplatten-Schneidemaschine, Xylofon: Moritz Illner, Konzept: Lydia Daher, Arrangement: Markus Christ, Lydia Daher, Tobias von Glenck, Moritz Illner, Mix: Moritz Illner
  • 12. David Grubbs: Warum, Länge 01‘13, Banjo, Mandoline: David Grubbs, Snare drums: Eli Keszler, aufgenommen von Mitch Rackin in der Seaside Lounge, Brooklyn, NY, Stimme: Sebastian Weber
  • 13. Antye Greie: Wasser, Länge 04‘42, Musik: Antye Greie-Ripatti, Produktion, Mastering: AGF, Stimme: Gudrun Gut
  • 14. Wrekmeister Harmonies: Der Turm, Länge 05’10, Musik: JR Robinson mit Butchy Fuego (Liars), Stimme: Gabriel Raab
  • 15. Jeff Beer: Tisch, Länge 01‘30, Komposition: Jeff Beer, Stimme: Helga Fellerer
  • 16. Chris Cutler: Vorfrühling, Länge 04’52, Klavier, Hammond Orgel, Aufnahmegeräte, Calor Gasflasche: Chris Cutler, aufgenommen und gemischt zwischen 23.September und 3. Oktober 2014 im Studio Midi-Pyrenees, Caudeval, Frankreich, Technik, Mastering: Bob Drake, Stimme: Detlef Kügow
  • 17. Emily Manzo: Fagott, Länge 05‘44, Komposition: Till by Turning, Bassoon: Katherine Young, Violine: Erica Dicker, Klavier, broken piano, Moog: Emily Manzo, special thanks to Sanne Richter for extra vocals, aufgenommen von Andreas Schmid in den Faust Studios, Scheer, Germany, gemischt von Sarah Register in Brooklyn, NY, Stimme: Helga Fellerer
  • 18. Federico Sánchez: Unverändert, Länge 04‘48, Federico Sánchez feat. The Mistakeman, Musik: Federico Sánchez/Bülent Kullukcu Mistakeman Studio, München September 2014
  • 19. Wrekmeister Harmonies: Klänge, Länge 10‘10, JR Robinson mit John Herndon (Tortoise), Ken Vandermark, Roger Miller, Stimme: Kathrin von Steinburg
  • 20. Saam Schlamminger: Das Weiche, Länge 01‘11, Komposition: Saam Schlamminger, Stimme: Detlef Kügow

Wassily Kandinsky: Klänge (2/2)

  • 1. David Grubbs: Blätter, Länge: 01.31, E-Gitarre und Komposition: David Grubbs, Becken: Eli Keszler, aufgenommen von Mitch Rackin in der Seaside Lounge, Brookly, NY, Stimme: Gabriel Raab
  • 2. Jeff Beer: Hügel, Länge: 10.26, Komposition und Musik: Jeff Beer, Stimme: Detlef Kügow
  • 3. Sophia Domancich: Blick, Länge: 01.50, Klavier, Elektronik, Samples und Komposition: Sophia Domancich,Kontrabass: Yves Rousseau, aufgenommen am 29.September.2014 im Studio de Noel à Boynes, Toningenieur: Thibère Nömis, Stimme: Helga Fellerer
  • 4. Antye Greie: Hoboe, Länge: 02.28, Stimmen: Kaiku Choir Hailuoto, Stimme: Antye Greie-Ripatt
  • 5. Emily Manzo: Frühling, Länge: 04.01, Stimme, Gitarre und Komposition: Emily Manzo, aufgenommen von Andreas Schmid im Faust Studio, Scheer, Deutschland, Mix: Sarah Register
  • 6. Wreckmeister Harmonies: Glocke, Länge: 07.27, Musik: JR Robinson, Stimme: Detlef Kügow
  • 7. Federico Sánchez: Kreide und Ruß, Länge: 02.57, Musik und Komposition: Federico Sánchez, aufgenommen im Schamoni Film & Medien Studio, München im Oktober 2014, Stimme: Federico Sánchez
  • 8. Lydia Daher: Hymnus, Länge: 02.05, Stimme, Gitarre: Lydia Daher, Trompete, präpariertes Flügelhorn, Schlagzeug: Markus Christ, Kontrabass: Tobias von Glenck, Schallplatten-Schneidemaschine, Klarinette: Moritz Illner, Arrangement: Markus Christ, Lydia Daher, Tobias von Glenck, Moritz Illner, Mix: Moritz Illner
  • 9. Jeff Beer: Blick und Blitz, Länge: 06.31, Komposition und Perkussion: Jeff Beer, für Sprecher, aufgenommen im Tonstudio des HAWKHILL RECORDS Falkenberg, Mix: Andi Bauer, Stimme: Sebastian Weber
  • 10. Federico Sánchez: Einiges, Länge: 02.12, Komposition und Musik: S. Schnitzenbaumer (Belp), Federico Sánchez aufgenommen im Schamoni Film & Medien Studio, München, Oktober 2014, Stimme: Federico Sánchez
  • 11. Chris Cutler: Bunte Wiese, Länge: 04.17, zusätzlicher Text, Gesang: Susanne Lewis, Komposition und Schlagzeug: Chris Cutler, Bass, Gitarre: Bob Drake, aufgenommen und gemischt zwischen 23. September und 3. Oktober im Studio Midi-Pyrenees, Caudeval, Frankreich, Aufnahmen und Mastering Bob Drake, Stimme: Detlef Kügow
  • 12. Glenn Jones: Erde, Länge: 01.59, Musik: Glenn Jones, Musiker: Glenn Jones und Matthew Azevedo, Stimme: Sebastian Weber
  • 13. Antye Greie, Käfig, Länge: 03.50, Komposition und Musik: Antye Greie-Ripatti, Produktion, Mastering: AGF, Stimme: Antye Greie-Ripatti
  • 14. Saam Schlamminger: Anders, Länge: 01.10, Musik: Saam Schlamminger, Stimme: Detlef Kügow
  • 15. Sophia Domancich: Lied, Länge: 01.32, Musik: Sophia Domancich, Musik: Sophia Domancich (piano, electronique, samples), Sylvaine Hélary (flute) aufgenommen am 29. September 2014 im Studio de Noel á Boynes, Toningenieur: Thibère Nömis, Stimme: Sebastian Weber
  • 16. Emily Manzo: Weißer Schaum, Länge: 06.35, Musik: Christy und Emily Manzo, Stimme: Emily Manzo
  • 17. Glenn Jones: Das, Länge: 01.39, Musik: Glenn Jones, Musiker: Glenn Jones und Matthew Azevedo, Stimme: Helga Fellerer
  • 18. Emily Manzo: Nicht, Länge: 02.51, Musik: Emily Manzo, Emily Manzo (Hammond Orgel, Klavier), aufgenommen von Andreas Schmid im Faustz Studios, Scheer, Deutschland, Mix: Sarah Register, Stimme: Kathrin von Steinburg

Wassily Kandinsky: Klänge

2 Teile
Realisation: Karl Bruckmaier und die beteiligten Musiker
Redaktion: Herbert Kapfer
BR 2015 | Länge: 66'06/66’21

Die zweiteilige Produktion Klänge ist als Doppel-CD bei intermedium rec. erschienen.

Wassily Kandinsky, geb. 1866 in Moskau. Ab 1986 Jura- und Volkswirtschaftsstudium in Moskau, 1893 Promotion. Wechsel zur Malerei. 1896 Übersiedlung nach München. 1901 Mitbegründer der Künstlervereinigung Phalanx und Lehre an der daran angeschlossenen Schule. Beziehung mit Gabriele Münter. 1909 Gründung der Neuen Künstlervereinigung, die ungegenständliche Malerei vorantreiben will. 1911 entsteht Kandinskys erstes abstraktes Gemälde Komposition V, das auf Widerstände stößt. Deshalb zusammen mit Franz Marc Gründung der Künstlergemeinschaft Der blaue Reiter. Zahlreiche theoretische Schriften u.a. Über das Geistige in der Kunst. 1914 mit Gabriele Münter Umzug nach Zürich, Trennung und Rückkehr nach Moskau. 1922 Berufung ans Bauhaus in Weimar. 1996 Mitbegründung der Ausstellungsgemeinschaft Blaue Vier und Veröffentlichung der Schrift Punkt und Linie zu Fläche. 1933 Emigration nach Neuilly-sur-Seine bei Paris, wo er 1944 stirbt.


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