Bayern 2 - Notizbuch


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Europaweite Studie Frauen werden später Mütter

Zahlen des Statistischen Bundesamts belegen: Immer mehr Frauen bekommen auch nach dem 35. Geburtstag Kinder. Deutschland liegt im europaweiten Vergleich im Mittelfeld.

Stand: 08.09.2014

Neugeborenes wird von seiner Mutter geküsst | Bild: picture-alliance/dpa

Bei gut jedem fünften Kind, das 2012 in Deutschland zur Welt kam, war die Mutter zum Zeitpunkt der Geburt 35 Jahre alt oder älter. Mit 22 Prozent hat der Anteil der "älteren" Mütter von Neugeborenen damit im Vergleich zu 2002 um vier Prozentpunkte zugenommen. Gleichzeitig ging die Gesamtgeburtenrate im Vergleichszeitraum laut Statistischem Bundesamt zurück, von 719.000 auf 674.000. Diese Zahlen beziehen sich sowohl auf Erstgeborene als auch nachfolgende Geschwister.

Deutschland im Mittelfeld

Im europaweiten Vergleich zeigt sich, dass Deutschland bei dieser Entwicklung mit 22 Prozent an "älteren" Müttern von Neugeborenen genau dem Durchschitt entspricht. Während beispielsweise in Spanien der Prozentsatz der Neugeborenen-Mütter über 35 Jahren bei 34 Prozent liegt, in Italien bei 33 und in Irland bei 30 Prozent, sind es in Bulgarien oder Rumänien nur jeweils zwölf Prozent. Als das richtige Alter für das erste Kind sehen die Menschen in Deutschland einer repräsentativen Umfrage zufolge übrigens 27 Jahre für Frauen und 29 Jahre für Männer.

Vor- und Nachteile

Andreas Eickhorst, DJI | Bild: Andreas Eickhorst, DJI

Sieht auch Vorteile des späten Mutterglücks: Dipl.-Psychologe Dr. Andreas Eickhorst vom DJI.

Kinder, deren Eltern schon älter sind, werden deshalb öfter von Freunden gehänselt, so die Einschätzung Andreas Eickhorst, Psychologe am Deutschen Jugendinstitut (DJI). Die Wahrscheinlichkeit, Geschwister zu bekommen, die Eltern noch lange zu erleben und viel Zeit mit den Großeltern zu verbringen, sei zudem geringer. Manche Kinder wüchsen auch mit schweren Krankheiten eines Elternteils auf. Allerdings hat das späte Mutterglück auch Vorteile. So können ältere Eltern in der Regel beispielsweise mit mehr Lebenserfahrung, höheren Einkommen und einer stabileren Partnerschaft punkten.

"Ältere Paare sind auch meistens besser auf die Geburt eines Kindes vorbereitet. Die Chance auf eine gute Eltern-Kind-Beziehung ist bei Älteren höher."

Dr. Andreas Eickhorst, Deutsches Jugendinstitut

Als Gründe für die europaweite Tendenz, Kinder später zu bekommen, vermuten Fachleute längere Ausbildungswege, steigende Flexibilitätsanforderungen im Berufsleben sowie den Wunsch nach Freiheit.

Manchmal ist das Leben einfach nicht planbar

"Gewollt hätte ich wesentlich früher, aber weder Karriere, noch Geld, noch Selbstverwirklichung sind ausschlaggebend dafür, dass ich meine Kinder nicht gleich auf die Welt gebracht habe. Mir hat schlicht der Partner dazu gefehlt! Und ohne den geht’s schlecht!"

Chris Köhler, Jahrgang 1968 und Mutter von zwei kleinen Kindern


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