Bayern 2 - Notizbuch


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BR-München Gratis helfen und reparieren

Kennen Sie das auch? Kaum ist die Garantie abgelaufen, schon gehen die Elektrogeräte kaputt: Die Waschmaschine heizt nicht mehr auf, der Laptop fährt nicht mehr hoch, die Spielzeugeisenbahn läuft nicht mehr.

Von: Astrid Uhr

Stand: 11.12.2014 | Archiv

Ein Haufen mit Elektroschrott | Bild: BR

Alles Müll ... nur weg damit! Schnell, sauber, scheinbar kostenlos: Rein in den Container. Ganz egal, wie viel Geld wir dafür einmal bezahlt haben. Halt, stopp!!! Reparieren lohnt sich doch, meint Gerhard Busch vom Repair-Café Germering.

Einmal pro Monat treffen sich hier Reparateure und Besitzer. Die Helfer arbeiten ehrenamtlich, das Werkzeug wurde gespendet, die Räume stellt die Freie evangelische Gemeinde.

Erwin Greuer

Erwin Greuer kommt mit seiner Lautsprecherbox.

"Diese Box ging mir kaputt und die Anlage war sehr teuer. Ich habe im Elektroladen, also beim Hersteller nachgefragt, ob er’s richten kann. Das ging aber nicht, weil die Teile schon zu alt sind."

Erwin Greuer

Gerhard Busch arbeitet als Schulungsleiter im Elektronikbereich. Jeden Monat hilft er einen Tag lang beim Reparieren – sein ganz persönlicher Beitrag gegen die Wegwerfgesellschaft.

"Wir machen dies hier alle ehrenamtlich. Wir machen das also nicht, um Geld zu verdienen, sondern weil wir weitergeben wollen, dass man die Dinge reparieren kann, also nicht wegschmeißen muss. Und wir versuchen auch das Wissen zu vermitteln, wie man dabei vorgeht."

Gerhard Busch, Repair-Café Germering

Besonders begehrt: Erste Hilfe für Computer. Annamarie Krautham ist Schülerin und hat wenig Geld. Ihr Onkel hat ihr einen Besuch beim Repair-Café Germering empfohlen, weil ihr Laptop schon lange Ärger macht.

"Weil er fast so laut war wie ein Staubsauger, so ungefähr. Und jetzt war ich mir halt nicht sicher, ob ich den gleich wegwerfen kann oder einfach irgendwas da reparieren kann ..."

Annamarie Krautham, Schülerin

"Da war soviel Dreck unten drin, dass die Lüftung, die Luft nicht mehr zirkulieren konnte."

Alexander Bachmann, Repair-Café

Jetzt bringt der Laptop wieder volle Leistung – gegen eine kleine Spende. Oft sind nur Kleinigkeiten zu reparieren.

"Als Schüler ist das ziemlich wichtig, denn Reparaturen kosten meistens sehr viel. Und so haben die mir auch gleich erklärt, wie ich verhindern kann, dass das nochmal passieren kann."

Annamarie Krautham, Schülerin

Gemeinsam reparieren statt wegwerfen – diese Idee findet immer mehr Anhänger auf der ganzen Welt.

Das erste Repair-Café startete vor fünf Jahren in Amsterdam. Heute gibt es solche ehrenamtlich organisierte Treffen in vielen Ländern der Welt, von Australien bis Schweden. Allein in Bayern gibt es schon über 20, wie eben das Repair-Café Germering mit seinen 30 Helfern, das immer gut besucht ist.

Wer seine eigenen Sachen selbst reparieren kann, der weiß diese auch wieder mehr zu schätzen. Fahrradschlauch flicken war früher selbstverständlich – heute haben viele vergessen, wie’s geht.

"Sehr häufig sind es Sachen, dass der Mantel kaputt ist, dass das Rad platt ist, die Beleuchtung wie hier in dem Fall nicht funktioniert, Bremsen nachstellen – eigentlich Dinge, die nicht so kompliziert sind, die man auch durchaus hier erlernen kann. Und manche haben auch schon gesagt: 'So, jetzt weiß ich, wie ich Reifen flicken kann, das nächste Mal mach ich es selber.'"

Michael Kuhlmann, Repair-Café Germering

Fertig – der neue Dynamo funktioniert!!!

Zurück zum Lautsprecher: Die Fehleranalyse, das Besorgen der Ersatzteile, der Einbau der Kondensatoren hat schon etwa drei Stunden gekostet. Ob die Box nun wieder funktioniert, wird sich erst noch zeigen.

Nach drei Stunden Repair-Café wird Bilanz gezogen. Manche Dinge müssen tatsächlich weggeschmissen werden.

"Heute hatten wir ungefähr 35 Reparaturen. Im langjährigen Durchschnitt sind es immer so 70 Prozent, die erfolgreich sind."

Gerhard Busch, Repair-Café Germering

"Also hat es sich gelohnt heute?"

Reporterfrage

"Es lohnt sich immer. Und wenn man nur ein Gerät repariert, lohnt sich’s, weil sich ein Mensch dann freut."

Gerhard Busch

In Arbeitszeit gerechnet lohnt es sich zwar nicht – in Freude aber schon.


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