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Allerheiligen Das große Memento Mori

Allerheiligen: So zahlreich ist im trüben November die Zahl der Gedenktage, dass sich leicht der Überblick verlieren lässt; nachdem am letzten Tag des Oktobers der höchste rein protestantische Feiertag - der Reformationstag - einen Wettstreit mit den neuerdings bei uns in Mode gekommenen Halloweenbräuchen führen muss, eröffnen an den folgenden zwei Tagen die Katholiken den Reigen der Totengedenktage.

Stand: 29.10.2015 | Archiv

Christuskreuz am Friedhof | Bild: picture-alliance/dpa

01 November

Sonntag, 01. November 2015

Dabei bilden Allerheiligen und Allerseelen eine Einheit, bei der aber je nach Region unterschiedliche Akzente gesetzt werden. Gute zwei Wochen später folgt das reformierte "Gegenmodell", der um alle katholischen Grabbräuche reduzierte Totensonntag, der auf den letzten Sonntag des alten lutherischen Kirchenjahres gelegt wurde.

Am vorangegangenen Mittwoch soll der ebenfalls evangelische Buß- und Bettag die Gläubigen zur Ein- und Umkehr anhalten. Der Sonntag zuvor wiederum ist dem überkonfessionellen Totengedenken gewidmet: Der "Volkstrauertag" wurde 1922 unter dem Eindruck der furchtbaren Opfer des 1. Weltkriegs ins Leben gerufen.

Ein Tag für alle Heiligen - und den Rest der Christenheit

Schon immer haben Menschen ihre Trauer um Verstorbene und das Wissen um die eigene Sterblichkeit ritualisiert. Die Wurzeln unseres heutigen Totengedenkens reichen weit in vorchristliche Traditionen zurück. Im Christentum sind seit dem 2. Jahrhundert Gebete für Verstorbene überliefert. Wie noch heute in der orthodoxen Kirche galt freilich lange der erste Sonntag nach Pfingsten als zentraler Trauertermin.

Die laute Konkurrenz:

Friedhofsbesucher werden seltener - Partygänger häufiger. Der Grund wird von den Kirchen heftig kritisiert: Halloween.

Dass er es nicht mehr ist, liegt an Papst Gregor VI. Er hatte um 837 nach Christus ein logistisches Problem zu bewältigen: Die Zahl der Heiligen und Märtyrer war so gewachsen, dass es unmöglich wurde, alle mit einem eigenen Feiertag zu ehren. Heilig zu werden ist aber ohnehin kein Privileg von wenigen Auserwählten: Jeder und jede ist der Bibel zufolge berufen.

Die Allerheiligen-Hofkirche in München

Die Ausweitung des Heiligengedenkens auf alle Verstorbenen hat dazu geführt, dass Allerheiligen besonders in den Regionen, wo es gesetzlicher Feiertag ist, das darauf folgende Allerseelen als wichtigsten Termin für Friedhofsbesuche abgelöst hat. In Deutschland ist das der Fall in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland sowie in den katholischen Regionen ostdeutscher Bundesländer.


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