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Imagewandel der Jugendherberge Zwischen Gemeinnützigkeit und Kommerz

Durchgelegene Stockbetten, Hagebuttentee und Gemeinschaftsduschen: Das sind die alten Klischees. Doch davon haben sich die Jugendherberge längst verabschiedet. Da staunen nicht nur die Gäste, sondern auch die private Konkurrenz.

Von: Andreas Höfig

Stand: 27.08.2017 | Archiv

Jugendherbergen in Bayern | Bild: BR-Studio Franken/Andreas Höfig

Nürnbergs Kaiserburg gehört zu den beliebtesten Jugendherbergen Deutschlands. Nach ihrer Renovierung und Neueröffnung 2013 ist sie Bayerns modernste Jugendherberge und verkörpert geradezu das gewandelte Image der Einrichtungen. Stockbetten gibt es dort zwar immer noch, und die sollen auch bleiben, denn "sie gehören zu uns, das sind wir", meint eine Leiterin.

Freundliche Schlafkojen statt Stockbetten

In den neuen Häusern des JHB-Werkes sind aus den Stockbetten aber eher freundliche Schlafkojen geworden. Das Essen gibt es in Buffet-Form, moderne Automaten spenden Macchiato und Caffe latte. Damit reagieren die Häuser auch auf die gewandelte Gästestruktur. Waren es früher 80 Prozent Schulklassen, hat es sich nun deutlich auf reisende Familien und kleinere Gruppen verlagert.

Dem trägt man Rechnung mit kleineren Einheiten: 4-Bettzimmer mit Doppelbett für die Eltern, Maisonette-Zimmer auf zwei Ebenen, natürlich mit WC und Dusche auf dem Zimmer. Aus den Herbergseltern sind "Hausleitungen" geworden, die durchaus wirtschaftlich arbeiten müssen und nahezu Hotelmanagement betreiben. Mit Tagungsangeboten (allerdings nur für Ausbildungszwecke), Bildungsprojekten für Schüler (zum Beispiel in Nürnberg), mit speziellen Schwerpunkten wie Sport (in Bad Tölz) oder Familie (in Berchtesgaden) findet der Gast auch über das Internetportal die passende Herberge. Dieses Facelift hat natürlich auch seinen Preis, der aber für größere Familien immer noch unschlagbar ist.

Die Konkurrenz und der Kommerz

Natürlich wecken diese Aktivitäten auch die gewerbliche Konkurrenz. Rund um den Nürnberger Hauptbahnhof schießen gerade die Low-Budget-Hotels wie Pilze aus dem Boden. Die A&O Hotel und Hostels Gruppe hat dort ebenfalls ein Haus mit 400 Betten. Sie führt seit Jahren eine Auseinandersetzung mit dem Jugendherbergswerk. Den Schutz der Marke "Jugendherberge" hat das Jugendherbergswerk bereits verloren. Nun sollen die Steuerprivilegien fallen, die nach Ansicht der A&O Gruppe den Wettbewerb verzerren. Die Jugendherbergen am Scheideweg zwischen Gemeinnützigkeit und Kommerz.


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