"Aufbauen, nicht niederreißen" Das Lebenswerk des Franz Itting
Eine durch und durch deutsche Geschichte: Im Juli 1950 zog ein 74-jähriger Mann aus Probstzella in Thüringen nach Ludwigsstadt in Bayern. Er ließ sein Lebenswerk zurück: ein Elektrizitätswerk, das mehr als hundert Gemeinden mit Strom versorgte. Ein Feature von Roman Grafe.
Seinen Arbeitern hatte er Wohnungen bauen lassen, sogar ein Haus des Volkes. Nazis hatten den "Roten Itting" ins Konzentrationslager gesteckt, Kommunisten sperrten ihn 1948 erneut ein und enteigneten ihn schließlich. Ein Viertel Jahr vor seiner Flucht in den Westen schrieb Franz Itting seiner Tochter Sonja: "Also kämpfen wir, und wenn wir wider Erwarten nichts erreichen, dann müssen wir eben warten, bis die Einheit Deutschlands kommt und Wahrheit, Gesetz und Gerechtigkeit wieder einzieht."
Enteignung des E-Werkes bleibt rechtskräftig
Nach zehn Jahren Bearbeitungszeit erhalten die Erben Franz Ittings, der 1993 per Gerichtsbeschluss rehabilitiert wurde, im Sommer 2000 einen knappen Bescheid des Thüringer Landesamtes für Vermögensfragen: Die Enteignung des E-Werkes samt Werkswohnungen könne aufgrund des sowjetischen Besatzungsrechts nicht rückgängig gemacht werden.