Bayern 2 - Zeit für Bayern


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Besuch aus Amerika Auf den Spuren des fränkischen Landjudentums

Hunderte Jahre lang haben Juden das Landleben in Franken mitgeprägt – bis der Naziterror kam. Was erwartet Emigranten von damals, wenn sie heute in ihre alte Heimat reisen? Das Beispiel der Familie Guggenheim aus Amerika.

Von: Renate Eichmeier

Stand: 08.12.2015 | Archiv

Ende Juli 2015: Die Brüder Armin und Helmut Guggenheim besuchen das 1.000 Seelen-Dorf Frankenwinheim im Landkreis Schweinfurt. Sie kommen mit ihren Kindern und Enkelkindern aus den USA. Insgesamt 17 Leute im Alter zwischen elf und 85 Jahren. Es ist ein Wiedersehen mit der alten Heimat: Armin und Helmut sind in einer jüdischen Familie in Frankenwinheim aufgewachsen.

Wichtiges Zentrum jüdischer Geschichte

Franken war fast tausend Jahre lang ein wichtiges Zentrum jüdischer Geschichte und Kultur in Süddeutschland. Seit Ende des 11. Jahrhunderts lebten Juden kontinuierlich in fränkischem Gebiet. Jüdische Hochschulen entstanden, zahlreiche Synagogen und Friedhöfe wurden gebaut – auch in kleinen fränkischen Dörfern. Die jüdische Gemeinde in Frankenwinheim entstand im 19. Jahrhundert und machte zeitweise fast 20 Prozent der Einwohner aus.

Buntes jüdisches Leben – bis die Nazis es zerstörten

Armin Guggenheim in der Dorfschule.

Familie Guggenheim war im Ort verwurzelt. Die Eltern von Armin und Helmut besaßen dort bis Ende der 1930er-Jahre ein kleines Anwesen. Großvater Joseph Kissinger war jahrzehntelang Rabbiner der Gemeinde. Vater und Onkel hatten im Ersten Weltkrieg für Kaiser und Vaterland gekämpft. Und die Brüder besuchten wie alle jüdischen Kinder gemeinsam mit den christlichen Kindern die Dorfschule.

1939 zwang der Naziterror die Guggenheims mit ihren kleinen Söhnen in die Emigration. Nach schwierigen Anfangsjahren in den USA schaffte die Familie es, Fuß zu fassen. Armin und Helmut wurden erfolgreiche Geschäftsleute und blicken auf ein erfülltes Leben zurück.

Zurück zu den jüdisch-deutschen Wurzeln

Der Besuch mit ihren Familien in ihrem fränkischen Heimatdorf ist eine Reise zurück zu ihren deutsch-jüdischen Wurzeln und eine Erinnerung an das bunte christlich-jüdische Leben in den fränkischen Dörfern – bevor es von den Nazis zerstört wurde.


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