Bayern 2 - Zeit für Bayern


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Das Oktoberfest 200 Jahre und kein bisschen leise

1810, zur Hochzeit zwischen dem damaligen Thronfolger und späteren König Ludwig I. mit Therese von Sachsen, wurde der Grundstein gelegt für ein Fest, das seither regelmäßig Anlass zum "Bayerischen Nationalrausch" gibt.

Von: Tanja Gronde

Stand: 26.09.2010 | Archiv

Peter Heß, Das Pferderennen by der Vermählungsfeyer 1810 | Bild: Münchner Stadtmuseum

17. Oktober 1810 : Auf einer Wiese vor den Toren München findet ein Pferderennen statt . Drei Kilometer misst die Strecke. 40.000 Einwohner zählt die Stadt. Fünf Tage nach der Hochzeit von Kronprinz Ludwig und Therese von Sachsen-Hildburghausen wurde das Fest schon als "Volksfest" bezeichnet.

Denn die Königsfamilie zeigte sich volksnah, und die Feierlichkeiten mit Pauken und Trompete, Essen und Trinken hatten auch ein patriotisches Motiv. Galt es doch das junge bayerische Königreich von 1806 zu stärken: Das Oktoberfest war geboren.

200 Jahre später ist die "Wiesn" längst das größte Volksfest der Welt. Für zwei Wochen verwandelt sich die Theresienwiese in einen Kosmos mit eigenen Gesetzen. 12.000 Angestellte sorgen sich um rund sechs Millionen Gäste, die sich um 105.000 Sitzplätze streiten, um sich eine Mass Bier für 8,50 Euro und mehr zu gönnen.

Das Wiesnlogo ziert Merchandising-Artikel jeglicher Art, selbst eine Wiesn-"App" gibt es. Den Wirtschaftswert des 16-tägigen Festes berechnet das Tourismusamt München mit 830 Millionen Euro. Umfragen zu Folge lassen die Besucher allein 324 Millionen auf der Wiesn selbst. Vom Rest profitieren Hotellerie, Geschäfte, Taxifahrer. Am Oktoberfest scheiden sich die Geister. Für die einen: kollektives Besäufnis ohne Moral aber mit Überschlagsgarantie, für das sich Italiener, Australier und deutsche Zuagroaste verkleiden.

Für die anderen: Sinnesorgie, bayerischer Nationalrausch, dem ein geheimnisvoller Zauber von Gleichheit und Brüderlichkeit einwohnt zu dem sich fast jeder fesch macht mit Dirndl oder Lederhosen und der Einheimische schwelgen darf in der perfekten aber längst rar gewordenen Illusion, sein Land sei das bedeutendste der Welt. Tanja Gronde blickt hinter die Kulissen und versucht das Geheimnis des Wiesngefühls zu ergründen.


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