Bayern 2 - Zeit für Bayern


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Nachbarschaft Bayern - Tirol Napoleon, Andreas Hofer und die Folgen

Am Berg Isel bei Innsbruck, wo heute Skispringer aus aller Welt Nervenstärke beweisen, kämpften 1809 einfache Tiroler Bauern und Handwerker mit Heugabeln und Sensen gegen 15.000 schwer bewaffnete bayerische Soldaten. Es war das blutigste Gemetzel in der bayerisch-tirolerischen Geschichte.

Von: Andreas Estner

Stand: 23.08.2015 | Archiv

Darstellung der Erschießung von Andreas Hofer durch die Franzosen 1810 in Mantua | Bild: SZ Photo/Süddeutsche Zeitung Photo

Es war das blutigste Gemetzel in der bayerisch-tirolerischen Geschichte; und das obwohl Tiroler und Bayern eigentlich die gleichen Wurzeln haben und die gleiche Sprache sprechen, schließlich sind Tirol und Südtirol altes bairisches Stammesgebiet.

Kurfürst Max Joseph IV. ist mit den Österreichern verbündet.
Doch mehr als seine Feinde fürchtet er die Freunde. Österreich hat kein Interesse an einem starken Bayern, Annexionsgerüchte kursieren. Auf Anraten seines Außenministers Graf Montgelas schlägt sich der bayerische Kurfürst auf die französische Seite. Zur Belohnung gibt's die Königskrone und territoriale Gewinne.

Der Wirt Andreas Hofer führte die Tiroler durch den antibayerischen Befreiungskrieg bis zum bitteren Ende. Tausende Menschen starben, hunderte Bauernhöfe brannten nieder.

Die Geschichte

Weihnachtsverbot? Damit ist das Maß voll: Am 9. April 1809 proben die Tiroler den Aufstand. In vorderster Reihe steht Andreas Hofer, ein Gastwirt und Weinhändler aus dem Südtiroler Passeiertal. Er bringt die Leute zusammen und wiegelt sie auf gegen die Truppen der Großmacht Frankreich.

Die Schlachten vom Bergisel

Die Tiroler Schützen sind gefürchtet. Spätestens seit dem sogenannten Landlibell 1511 durch Kaiser Maximilian I. waren alle wehrfähigen Männer aller Stände Tirols bewaffnet und im regelmäßigen Umgang mit der Waffe auch geübt. Zudem haben die Aufständischen starken Rückhalt in der Bevölkerung, bei den einfachen Bauern genauso wie im Adel und im Klerus.

Und so können die Tiroler Schützen unter Andreas Hofer, Josef Speckbacher und dem Kapuzinerpater Joachim Haspinger das bayerisch-französische Heer dreimal am Bergisel bei Innsbruck bezwingen.

Verrat und Tod

Denkmal für die Freiheitskämpfer

Die Niederlage vom 1. November 1809 bedeutet die entgültige Niederlage der Aufständischen. Hofers erneuter Aufruf zum Widerstand zeigt kaum noch Wirkung, kurz darauf ergreift er die Flucht. Nachdem ihn Landwirt Franz Raffl - der "Judas von Tirol" - für 1.500 Gulden verraten hat, wird Hofer auf der Pfandleralm festgenommen und auf ausdrücklichen Befehl Kaiser Napoleons am 20. Februar 1810 in Mantua von einem Erschießungskommando exekutiert. Der Aufstand der Tiroler ist gescheitert.

"Gott erhalte Franz den Kaiser"

Lange kann sich das Königreich Bayern nicht an der neuen Provinz Tirol erfreuen. Gerade noch rechtzeitig wechseln die Bayern die Seiten und kämpfen ab 1813 unter österreichischem Oberkommando gegen Napoleon. 1814 fällt Tirol wieder an die Habsburger. Fasziniert schauten die Romantiker auf den Tiroler Freiheitskampf. Sie stilisierten Andreas Hofer zum Freiheitshelden. Anhänger der Aufklärung hingegen sehen in ihm einen religiös engstirnigen Reaktionär. Ein Streit, der bis heute schwelt.

"Gott erhalte Franz den Kaiser", so lautet die erste Zeile der österreichischen Volkshymne von 1804, in deren Geist Andreas Hofer gekämpft hat und gestorben ist. Und die Ironie der Geschichte? Die Melodie von Joseph Haydn ist heute - mit neuem Text - deutsche Nationalhymne.

Letzte Worte

Zeitgenössisches Porträt von Andreas Hofer auf einer Postkarte

"Franzl, Franzl, das verdank ich dir!" Mit diesem Worten auf den Lippen soll Andreas Hofer sein Leben ausgehaucht haben. Dafür gibt es allerdings keinen Beweis, ebenso wie für die Version in der Tiroler Landeshymne: "Nun, so trefft mich recht! Gebt Feuer! Ach, wie schießt ihr schlecht!"

Heute gedenken Tiroler, Südtiroler und Bayern gemeinsam dieser dunklen Zeiten und haben längst ihre alten Gemeinsamkeiten wiederentdeckt: gemeinsame Sprache, gemeinsame Volkskultur und gemeinsame historische Wurzeln.


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