Bayern 2 - Zeit für Bayern


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Bayern genießen Masken - Bayern genießen im Februar

Kennen Sie die Geschichte von dem Unsichtbaren, der sich erst Kleider anziehen muss, um halbwegs sichtbar zu werden? Eine altbekannte, faszinierende Idee: Die Wahrheit, die nackte Wahrheit ist unsichtbar und bracht die Hülle, braucht eine Form, in der sie erst sichtbar werden kann.

Von: Gerald Huber

Stand: 03.02.2013 | Archiv

Insofern ist es schon problematisch, das Kostüm, die Maske so mir nichts dir nichts gleichzusetzen mit Täuschung oder Lüge. Vielmehr verhelfen Kostüm und Maske nur der immer gleichen Wahrheit zu einer anderen Form. Einer Form, die aus dem Alltag nicht bekannt ist. Das Verdecken, das Verkleiden, auch das sich Verkleiden kennen alle Kulturen. In Bayern genießen wollen wir uns heute aber nicht nur mit dem allgemeinen Maskenrummel abgeben, sondern uns auch im übertragenen und hinterkünftigen Sinn auf das Verdecken der Wahrheit einlassen.

Die Themen von Bayern genießen im Februar

  • Mainfranken: Hinter der Maske: Was Narren ausmacht (Klaus Rüfer)
  • Niederbayern/Oberpfalz: Jedermanns Masken: Körpersprache und Mimik im Alltag (Thomas Muggenthaler)
  • Mittel-/Oberfranken: Masken aus Profihand – im Staatstheater Nürnberg (Petra Nacke)
  • Schwaben: Maske traditionell: Das Dirndl (Viktoria Wagensommer)
  • Oberbayern: Masken in der Pfanne: Arme Ritter und bsoffene Jungfern (Christine Gaupp)
  • München: Die beliebteste Maske: Coolness (Tanja Gronde)

Redaktion und Regie: Gerald Huber

Mainfranken

Hinter der Maske: Was Narren ausmacht

Kein großes Geheimnis ist unverhüllt für die Augen sichtbar. Erst die Hülle macht aus dem manchmal blanken Nichts ein Geheimnis, ein Mysterium. Das war schon in der Antike so, wo man prächtige Tempel baute, deren Allerheiligstes oftmals nichts barg. Wie sollte man eine Gottheit, die alles und nichts zugleich ist, auch treffender darstellen? Aber so weit muss man gar nicht schauen.

Eines der größten Geheimnisse der Welt sind schließlich wir Menschen selbst, jeder einzelne von uns. Jeder spielt eine Rolle hinter einem dafür passenden Kostüm. Im Fasching geht’s letztlich nur darum, einmal das Kostüm zu wechseln, damit eine andere Facette der ganz persönlichen Wahrheit deutlich werden zu lassen. Insofern ists natürlich interessant als was sich die Leute verkleiden. Wer sie sein wollen, welche Form sie sich geben.

Übersichtskarte: Fasching und Fastnacht im Freistaat (Auswahl)

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Übersichtskarte: Fasching und Fastnacht im Freistaat (Auswahl)

Niederbayern/Oberpfalz

Jedermanns Masken: Körpersprache und Mimik im Alltag

Wer Maschkera geht, der möchte sich nicht unbedingt bis zur Unkenntlichkeit vermummen. Manchmal will man gerade erkannt werden – aber als ein anderer, der man sonst jahraus, jahrein ist. Anders ist die Sache, wenn man eine Larve trägt, wie beispielsweise die winterlichen Perchten und andere Unholde. Das lateinische Wort Larua bezeichnet alle Arten von Geistern und ist verwandt mit den Laren, den alten römischen Ahnen, den Hausgöttern und-geistern.

"Was hilft schon eine schöne Larvan am Reden kennst d'Leit" hat man früher in Bayern manchmal von einem Mädchen gesagt, das nichts mitbrachte außer einem schönen Gesicht. Schon immer war der Wunsch groß, hinter die Fassade des Gegenübers schauen zu können, tief in die Seele, sehen zu können, wie jemand wirklich ist, ihn zu entlarven. Und tatsächlich kann man eine ganze Menge sehen, wenn man sich nicht von der schönen Larve blenden lässt.

Mittel-/Oberfranken

Staatstheater Nürnberg

Narren tragen Kappen, keine Larven vor dem Gesicht. Sie müssen nicht unkenntlich sein. Auf arabisch heißt die Narretei Al Maskarat. Über das Lateinische Mascara ist das Wort als Maschkera ins Bairische eingewandert. Als  Maschkera, als Narr, geht man bloß im Fasching – Larven kann man auch zu anderen Zeiten tragen. Wenn mans genau nimmt, dann sind die Verkleidungen und Veränderungen einer Person, die man im Theater findet, mehr als Masken; Larven eben, Gegenstände mit Geistermacht, mit denen Schauspieler eine andere Identität annehmen können. Trotzdem heißt der Beruf, der den Schauspielern dabei behilflich ist, "Maskenbildner".

Schwaben

Masken aus Profihand – im Staatstheater Nürnberg

Jeder trägt Maske, respektive Larve – immer. Insofern ist es gar nichts Besonderes, wenn junge Leute sich beim Volksfestbesuch in Dirndl und Lederhose zwängen – sie kehren damit nur ihre traditionelle Seite heraus, wollen zeigen, dass sie in ihrer Heimat verwurzelt sind, egal ob sie im "normalen" Leben Banker sind oder Bauer. Wobei man sich schon fragen kann, warum das erst Mode werden musste, und warum das nicht immer so ist.

Die moderne Freizeitmode ist bekanntlich nicht immer dazu angetan, die eigene Persönlichkeit so zu unterstreichen, wie man das gern hätte. Welches T-Shirt kaschiert den Bauch, welch enge Jeans die strammen Säulenwadl. Und wenn ein hochrangiger FDP-Politiker jüngst mit einem angeblich sexistischen Spruch, in dem ein Dirndl drin vorkam, Furore gemacht hat, dann zeigt das nur, dass er vom Dirndl keine Ahnung hat. Denn beim Dirndl ist es überhaupt nicht die Frage, ob man es ausfüllt. Ein Dirndl passt jeder Frau, womit es quasi eine Allzweckwaffe ist, wenns darum geht, sich zu einer Persönlichkeit zu formen, die sich sehen lassen kann.

Oberbayern

Masken in der Pfanne: Arme Ritter und bsoffene Jungfer

Auch Wörter können verschleiern, können so tun als ob, können beispielsweise etwas Schlimmes zu etwas scheinbar Harmlosem machen: Der berühmte Kollateralschaden – heißt nix anderes als Begleitschaden, Schaden am Rand des eigentlichen Ereignisses.

Tatsächlich geht’s dabei oft genug um Menschenleben. Andererseits können gut gewählte Wörter aber auch etwas völlig Unspektakuläres aufblasen: Die Arbeit einer Kindergärtnerin bleibt immer die gleiche, auch wenn sie jetzt Kinderpädagogin im Vorschulalter genannt wird. Egal. Schon unsere Großmütter haben gewusst, dass sich aus weniger mehr machen lässt, wenn man nur die richtigen Bezeichnungen dafür wählt. Arme Ritter jedenfalls haben mir allein deswegen schon immer gut geschmeckt, weil mich als Kind von Haus aus alles interessiert hat, was mit Rittern zu tun hatte.

München

Die beliebteste Maske: Coolness

Wahre Gesichter bewegen sich – Masken sind starr. Vielleicht ist das der Grund, warum man die Wahrheit, die unverstellte Ehrlichkeit immer auch mit seelischer Bewegung und mit Wärme assoziiert. Die Wahrheit und Echtheit rührt, rührt an.

Die Maske dagegen ist kühl – cool, sagt man heute. Pokerface. Unbewegt. Mit Coolness alle möglichen und unmöglichen Situationen zu meistern, scheint heute noch aktueller als zu Zeiten eines Steve McQueen. Früher hätte mans als unattrakriv eingeschätzt, wenn einer zum Lachen oder sogar zum Lächeln in den Keller gegangen ist. Heutzutage glaubt keiner mehr, dass ihm ein Lacherl auskommen darf. Dabei ist es ein faktum, dass der, der zu cool ist, der sich zu gar nichts bewegen lässt, definitiv allein bleibt. Wie also findet man den gangbaren Mittelweg, wenn man sich aufmacht in die Nacht der Großstadt?

Mehr Bayern genießen im Fernsehen

was die Wahrheit verdeckt, muss keine Lüge sein. Jeder Kommunikationswissenschaftler weiß, dass es nicht nur charmanter, sondern oft genug auch zweckdienlicher ist, seinem Gegenüber die Wahrheiten nicht wie nasse Waschlappen ins Gesicht zu hauen, sondern wie Mäntel hinzuhalten, in die er bequem hineinschlupfen kann. Das übrigens versuchen auch unsere Kollegen vom Fernsehen. Da geht’s nämlich um den Fasching von Malching im Landkreis Passau – wie er früher einmal war und wie er heute ist.
Bei unseren Kollegen vom Fernsehen weiter mit Bayern genießen. Das alles in "Zwischen Spessart und Karwendel" sonntags, um 15 Uhr, auf BR-alpha.


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