Bayern 2 - Zeit für Bayern


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Bayern genießen Hell - Bayern genießen im März

Längst haben die Tage ihre finstere Kürze hinter sich gelassen und erstrahlen wieder. Die wenigen Farben sind kräftig und klar in der immer noch kalten Luft, die jetzt so durchsichtig scheint wie kaum sonst irgendwann im Jahr.

Von: Gerald Huber

Stand: 03.03.2013 | Archiv

Die Themen von Bayern genießen im März

  • Niederbayern/Oberpfalz: Hell trinken – Bier ist nicht gleich Bier (Thomas Muggenthaler)
  • München: Hell sehen – Altdeutsche Butzenscheinbenromantik (Siegfried Höhne)
  • Mittel-/Oberfranken: Hell wachsen – Gewächshäuser im Botanischen Garten Erlangen (Andreas Höfig)
  • Mainfranken: Hell steigen – Höhenlicht tanken mit dem Flieger (Norbert Steiche)
  • Oberbayern: Hell malen – Künstler und ihr Licht (Angela Braun)
  • Schwaben: Hell kochen – Spätzle. Das schwäbische Geschenk an die kulinarische Welt (Hannelore Fisgus)

Redaktion und Regie: Gerald Huber

Niederbayern/Oberpfalz

Hell trinken – Bier ist nicht gleich Bier

Vater des Münchner Hell | Bild: Archiv Hacker-Pschorr Bräu GmbH zum Artikel Joseph Pschorr Der Vater des Münchner Hell

Ohne ihn wäre das Münchner Bier nicht so hell und süffig. Und er ist der einzige Brauer mit Büste in der Münchner Ruhmeshalle: Joseph Pschorr war Bierbrauer, Unternehmer und Gründer der Familiendynastie mit weltberühmtem Musiker-Urenkel. [mehr]

"Es führt über den Main eine Brücke von Stein", heißt ein altes unterfränkisches Volkslied, das wir grad in einer Instrumentalfassung hören. Brücken sind eine relativ aufwendige und kostspielige Art einen Fluss zu überqueren. Wenns keine Furt gab, dann hat man sich in alten Zeiten in der Regel mit einer Fähre beholfen. Haallloooo! So hat man ursprünglich gerufen, um den Fährmann vom anderen Flussufer zu holen. Heute ist das "hallo" zu einem saloppen Gruß verkümmert, der kaum mehr was ahnen lässt von seiner einstmals großen Bedeutung und noch größeren Verwandtschaft. Und da sind wir beim Ursprung des Wortes "hell" es hängt nämlich zusammen mit "hallen" und "holen" und hat eine uralte Wurzel cal oder hal, die ursprünglich soviel wie schreien, rufen bedeutet. Das englische "call" hängt damit zusammen und ähnliche Wörter in vielen anderen Sprachen. Wenn man den Fährmann zum Überholen holen will, muss man ihm rufen, dass es hallt. Und letztlich können auch Licht und Farben laut und "schreiend" sein, wie wir alle wissen. Und in diese Richtung hat sich dann das Wort weiterentwickelt – als Gegensatz zu "Dunkel". Als man im 19. Jahrhundert das untergärige Bier erfand, das ganz anders als das übliche dunkle Bier golden ausgeschaut hat, da hat man es "Helles" getauft. Früher war das Helle eine Spezialität. Danach wurde es zum Standardbier. Aber trotzdem: Hell und hell ist bis heute nicht das gleiche.

München

Hell sehen – Altdeutsche Butzenscheinbenromantik

So kuschlig, wie wirs heute haben, so kuschlig ist es früher nicht zugegangen. Da hat man mangels Fensterscheibe die längste Zeit des Jahres vor der Alternative gestanden: Warm und finster oder hell und kalt. Nicht von ungefähr heißt das alte germanische Wort für Fenster "Windauge" – heute noch erhalten im englischen "window". Und das lateinische "fenestra", von dem unser Wort "Fenster" abstammt, bedeutet zunächst nur "Maueröffnung".

Es hat bis ins 9. Jahrhundert gedauert, bis man fähig war, flaches Glas herzustellen, mit dem man Fenster verschließen konnte, ohne das Licht auszusperren; und erst weitere vier bis fünf Jahrhunderte später waren die kleinen runden Butzenscheiben auch in Bürgerhäusern allgemein verbreitet. Die Glashütte Lamberts in Waldsassen stellt bis heute wie in alten Zeiten mundgeblasenes Fensterglas, selbstverständlich auch Butzenscheiben her.

Butzenscheiben heißen übrigens so, weil sie einen Nabel, einen Butzen in der Mitte haben. Alles, was gedrungen, gstumpfert, hässlich ist, ist ein Butzen. Nicht zuletzt auch der Bi-ba-Butzenmann aus dem Kinderlied.

Besichtigung

Eine Besichtigung der Glashütte Lamberts ist nach vorheriger Anmeldung möglich. Tel.: Tel. 09632/ 9251-0.

Mittel-/Oberfranken

Hell wachsen – Gewächshäuser im Botanischen Garten Erlangen

Erst als im Jahr 1688 das Walzglas erfunden war, das größere Glasflächen ermöglichte, war der Weg frei für die großen Fenster und Spiegel der Barockzeit. Und die Fürsten leisteten sich nicht nur große Glasflächen in ihren Schlössern und Residenzen, sondern fingen an Pflanzen zu sammeln. In großen Glashäusern konnten diese Pflanzen geschützt vor Wind und Kälte wachsen, wie in ihrer südlichen, manchmal gar tropischen Heimat.

Was anfangs nur der fürstlichen Selbstdarstellung diente wurde bald auch Gegenstand der wissenschaftlichen Arbeit, womit botanische Gärten mit ihren riesigen Gewächshäusern allmählich in akademische Hände übergingen. Wie zum Beispiel in Erlangen.

Mainfranken

Hell steigen – Höhenlicht tanken mit dem Flieger

Es ist ja nicht so, dass wir eingehen, wenn wir kein Licht, keine Helligkeit haben. Schließlich sind wir nicht wie Pflanzen auf die Photosynthese angewiesen. Allerdings ist seit langem bekannt, dass unsereins nicht für ständige Finsternis gemacht ist. Unsere Haut braucht beispielsweise UV-Licht, um Vitamin D herstellen zu können. Kann sie das nicht, kommt es zu Mangelerkrankungen, zum Beispiel die Rachitis.

Auch unser Melatoninhaushalt ist lichtabhängig. Melatonin nimmt uns die Müdigkeit und hellt die Stimmung auf. Wer unsre Städte bei winterlichen Inversionslagen wochenlang unter einer Dunstglocke hängen, hat man es schwer, an die Sonne zu kommen – außer man hat Gelegenheit auf einen hohen Berg zu steigen. Ganz besonders gut habens da Berufspiloten. Sie können täglich auf ihren Flügen über die WolkenLicht tanken. Hobbypiloten dagegen müssen ganz genau das Wetter beobachten und Wolkenlücken auf der Suche nach Helligkeit finden.

Oberbayern

Hell malen – Künstler und ihr Licht

Ohne Helligkeit, ohne Licht, wäre die Welt schwarz. erst die Energie des Lichts bricht sich in den verschiedenen Oberflächen verschiedener Dinge jeweils anders und lässt so diejenigen Unterschiede entstehen, die wir als Farben erleben. Und es ist schon verwunderlich, wie lang es gedauert hat, bis den Malern die enorme Bedeutung des Lichts für ihr Handwerk bewusst wurde. Erst in der Renaissance beginnen sie mit Licht und Schatten zu arbeiten.

Und es dauert noch einmal Jahrhunderte, bis die Maler zu Beginn des 19. Jahrhunderts erstmals ihre Werkstätten und Ateliers verlassen und an die frische Luft gehen: Plein Air Malerei entsteht in Barbizon bei Paris und etwa zeitgleich in den zahlreichen bayerischen sogenannten Künstlerkolonien, in Dachau bei München, am Chiemsee oder im Murnauer Moos.

Veranstaltungstipp:

ALPENGLÜHEN. Die Berglandschaft als Sehnsuchtsort
21. März bis 23. Juni 2013
Eine Sonderausstellung im Schloßmuseum Murnau

Dort waren es Carl Spitzweg oder Eduard Schleich die sich als erste für das ganz spezielle Licht der Voralpenlandschaft begeisterten. Vor gut hundert Jahren dann entdeckten Gabriele Münter und Wassily Kandinsky die Wucht der Farben rund um Murnau. 1911 entstand in Münters Haus die Künstlergruppe "Der Blaue Reiter", zu der auch Franz Marc in Sindelsdorf gehörte. Nach wie vor zieht Menschen, die sich für Malerei begeistern, nach Murnau. Was aber hat es mit dem besonderen Licht im Blauen Land auf sich?

Schwaben

Hell kochen – Spätzle. Das schwäbische Geschenk an die kulinarische Welt

"Hell" ist ein ungeheuer vielseitiges Motto. Schließlich kann man nicht nur Helles trinken oder das helle Licht sehen. Man kann auch hellauf begeistert sein. Zum Beispiel vom Weizenmehl, dem Weißmehl, das seinem Namen alle Ehre macht, weil es wirklich strahlend weiß ist. Bayern ist seit ältesten Zeiten ein Getreide- und damit ein Mehlland. Bei uns sind die Böden gut genug – anders als im märkischen Sand etwa, wo außer der Kartoffel kaum etwas wächst. So kommt es, dass Kartoffeln bei uns eher nur als Gemüse und nicht pur als Sättigungsbeilage, wie es in der DDR geheißen hat, verwendet werden. Als Beilage zu Fleisch reicht man hierzulande viel lieber Spezialitäten aus Getreide: Semmelknödel in Niederbayern etwa. Oder Spätzle, respektive Knöpfle, an denen die Schwaben ihre helle Freude haben – besonders wenns um Kässpätzle mit dem hellen Weißlacker geht …

Mehr Bayern genießen im Fernsehen

Wie mit kaum einem anderen Monat verbindet man mit dem März Helligkeit. Noch sind die Farben des Frühjahrs nicht zu sehen, die Dunkelheit des Winters aber ist gewichen. Noch stehen die Bäume schattenlos ohne Blatt und durch die kahlen Zweige gleißt die Sonne. Aber auch wenn sich bei Ihnen die Sonne heute nicht blicken lässt, sollten Sie sich einen Sonntagsspaziergang an der klaren Luft gönnen. Erst um drei, also in zwei Stunden sollten Sie wieder da sein. Denn da geht Bayern genießen im Fernsehen hell und klar weiter. Bei unseren Kollegen von „Zwischen Spessart und Karwendel“ geht’s diesmal um die neue Stadtbeleuchtung von Regensburg. Hört sich ein bisserl prosaisch an. In Wirklichkeit aber geht’s um Lichtstimmungen und –effekte, die die Welterbe-Stadt noch schöner machen sollen als sie eh schon ist. "Zwischen Spessart und Karwendel", sonntags, um 15 Uhr, auf BR-alpha.


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