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Ausgelassene Feste Die Fosnacht im Werdenfels - 500 Jahre Tradition

Februar ist Fastnachts- und Faschingszeit, in diesem Monat erreicht die Freude an Verkleidung und Lärm einen finalen Höhepunkt. In der Werdenfelser Fosnacht, die vor mehr als 500 Jahren das erste Mal gefeiert wurde, ist dieser uralte Brauch abseits touristischer Zirbelstubenästhetik noch zu erleben.

Von: Angela Braun

Stand: 05.02.2017 | Archiv

Schon seit ein paar Wochen sind die Mitterwalder unterwegs. Montag-, Dienstag- oder Donnerstagabend laufen verkleidete Männer mit handgeschnitzten Larven durch den Ort. Sie treffen sich in bestimmten Gasthäusern, die zur Gungl einladen, erzählt Matthias Wurmer.

"Das sind verschiedene alte Wirtschaften. Die Madln hocken drin, Frauen und Madl und der Maschkera kimmt, Schuster Krautstampfer. Es sind drei bis vier Wirtschaften. Um 12 Uhr ist alles vorbei, d'Musik spielt manchmal länger, is a scheena Tanz."

Matthias Wurmer

Drinnen sitzen die Frauen - nicht verkleidet, sondern im Dirndlgwand und haben ihren Spaß. "Gungl gehn" ist das Wichtigste für Sabine Jais und Regine Ronge  in der Mittenwalder Fosnacht.

"In erster Linie treffen sich die Madln oder Frauen, die sich kenna, an einem Tisch zaum. Klar, tanz ich no gern, aber für mi is des nimma so wichtig. Es ist die Spannung, ob etz einer allein kommt. Manche sind in der Gruppe. Es ist interessant, wie san's angezogen, es gibt scheene und schiache Maschkera."

Sabine Jais und Regine Runge

Ganz anders am Pfintza - am unsinnigen Donnerstag: da erreicht die Werdenfelser Fosnacht einen Höhepunkt: mit dem zwölf Uhr- Schlagen beginnt der Maschkerazug durch den Ort. Den Anfang machen die Schellenrührer: die zwölf Männer tragen kurze Lederhosn, weiße Hemden, Larven vor dem Gesicht. Am Gürtel hängen schwere Ochsenglocken, die bei jedem Sprung scheppern.

"Es ist schon irgendwie des Mystische, wenn man des von der Weite hört, des Rums, schön, wenn man des mitnand zambringt , 12 Mannsbilder mit Schellen, wenn des oan Rums gibt, dann ist des bärig."

Matthias Wurmer

Der Schellenrührer von damals

Matthias Wurmer ist als Schellenrührer mitgelaufen. Vor hundert Jahren war es noch ein Einzelner, der mit den schweren Eisenglocken am Gürtel durch den Ort gesprungen ist - damals sogar barfuß. Krachmachen, um die Wintergeister oder Dämonen zu vertreiben. Dazu dienen ganz verschiedene Schellen und Glocken.

"Früher waren bei uns kloane Leit, man hat halt a Goaß ghabt, a Schaf, a Kuh, da hat man des hergenommen, was man dahoam gehabt hat. Was hätt sonst noch lauter do wie a Schelln. Es gibt kloane Schellen, es gibt auch Gröllala, wo man bei uns sagt, die ist für die Pferdekutsche gewesen, die waren ein wenig heller, man hat sie halt von weitem gehört."

Matthias Wurmer

Nach den Schellenrührern kommen in festgelegter Reihenfolgen andere Figuren: die Jacklschutzer werfen eine Wollpuppe in die Luft und fangen sie auf; die Pfannenzieher haben eine riesige Eisenpfanne im Schlepptau, die  Beserer kehren mit ihrem Reisigbesen alles zusammen, was ihnen im Weg steht. Eine beliebte Maschkera-Figur ist der Predikant, der an die Ablasszeiten erinnert, sagt Matthias Wurmer:

"A Predikant, des san zwoa Röcke, einer normal, der andere oben drüber, wie ein Umhang, Kopftücherl, Larvn, scho  is ma o'glegt, ganz a scheene oide Masken, de gibt es nur bei uns da."

Matthias Wurmer

Rivalität zwischen Männern

Nur Männer stecken in den phantasievollen Figuren. Unter den einzelnen Gruppen herrscht manchmal auch Rivalität. Hannes Hessler aus Mittenwald ist Bildhauer und Larvenschnitzer und - er geht beim "Mühlradl" mit.

"Ja, doch, da gibt's einige bei die Mühlradl, Schellenrührer, die wenn dort in der Wirtschaft zamkemman, dass man sich die Köpfe einschlagt, des gibt's nimma. Wenn Mühlradl und Gröllratscher zamkemman, die machen einen richtigen Radau, mit die Rossschellen und die anderen mit ihren Ratschen und da ist eine halbe Stunde Krach, da ist die Wirtschaft taub, man hört nix mehr."

Hannes Hessler

Ein paar Frauen haben es immer wieder ausprobiert - das Maschkera Gehn in Mittenwald, obwohl es streng verboten war.

"Zum Beispiel mei Oma, Jahrgang 1903, die ist mit der Schwägerin Maschkera ganga, und sie hat einen eisernen Schuhlöffel dabei gehabt, dass man sie nicht erkennt hat, da hats obi bieselt, dass es vor ausgelaufen ist."

Matthias Wurmer

Und wenn sie erwischt wurden, ist es ihnen schlecht ergangen.

"De san Kopf gstellt worden, ohne Unterwäsche oder hoamgscheitelt oder in den Bach reingschmissen, oder in den Misthaufen gschmissen, da ham die harten Verfechter der Tradition einige Ideen gehabt ."

Regine Ronge

Bloß nicht erkannt werden!

Regine Ronge arbeitet als Gästeführerin. Sie betont, dass die Mittenwalder Fosnacht im ureigenen Interesse der Einheimischen stattfindet und nicht als Touristenattraktion.

"Mittenwalder haben auch ein ziemlich starkes Bedürfnis, sich dazustellen, Sänger, Musikanten, beim Theaterspielen. Da ist Maschkera gehen auch ein Teil davon."

 Regine Ronge

Juchzen, Tanzen, Singen, Springen - und das Raunzen unter der Larve - auch das gehört zur Werdenfelser Fosnacht. In Grainau, Garmisch-Partenkirchen, Farchant, Wallgau oder Krün sind sie auch mit Larven unterwegs. Da man ja nicht erkannt werden will, muss auch die Stimme verstellt werden.

Des Bestreben von jedem Maschkera ist, dass er nicht erkannt wird.


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