Bayern 2 - Zeit für Bayern


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Hochbrücke Der Baumwipfelpfad im Bayerischen Wald

Der hölzerne Baumwipfelpfad im Nationalpark Bayerischer Wald ist eine besondere Brücke, 1,3 Km lang, und : 25 Meter über dem Waldboden führt er durch Fichten, Buchen und Tannen hinauf zu den mächtigen Baumwipfeln. Sarah Khosh-Amoz stellt ihn vor.

Von: Sarah Khosh-Amoz

Stand: 03.01.2016 | Archiv

Die „Natur Natur sein lassen“, lautet das Motto und so soll sich der Mischwald zu einer Art Waldwildnis entwickeln. Fallen alte Bäume bei einem Sturm um, greift der Mensch nicht ein, die Bäume bleiben liegen, verrotten und geben alles, was sie über Jahrzehnte an Nährstoffen aus dem Boden genommen haben, jetzt wieder ab, sozusagen erstklassiger Dünger für den Waldboden.

Die heutige Gruppe, eine Jagdgenossenschaft aus dem Landkreis Cham, wackelt über Hängebrücken, klettert auf Trapeze, balanciert über Balken und darf bei der Führung entlang des Baumwipfelpfades ihr Wissen testen: Waldführerin Jutta Boxleitner deutet auf die Brücke, auf der wir stehen und die sich mit 1300 Metern Länge bis auf 25 Meter Höhe durch Buchen, Tannen und Fichten schlängelt.

"Eine Douglasie hat den Vorteil, dass sie griffig bleibt, auch bei Nässe. Auf einer Fichte rutscht man weg, wie auf Schmierseife."

Jutta Boxleitner

Heimische Baumarten bevorzugt

Allerdings ist die Douglasie keine heimische Baumart, also hat man sie nach und nach aus dem Nationalpark rausgenommen. Beständig wachsen dafür die Buchen und ihre dazugehörigen Zunderschwämme.

Der Baumwipfelpfad ermöglicht völlig neue Einblicke

Die Menschen hier im hinteren Bayerischen Wald haben früher vom Wald, mit dem Wald und im Wald gelebt und haben dabei alles genutzt, was sie dort finden konnten, unter anderem auch diese Zunderschwämme und zwar nicht nur zum Feuermachen. Eine Schicht aus diesem Zunderschwamm wird als „Drama“ bezeichnet. Das Drama hat man rausgeschnitten und in Schweineurin eingelegt. Der hat das ganze weich und schwammig gemacht und außerdem haltbar. Nach einer gewissen Zeit hat man den Schweineurin weggeschüttet.

"Hat es gezogen und geklopft und hat einen sogenannten Hadern hergestellt, einen Lumpen."

Jutta Boxleitner

Die Jagdgenossenschaft aus der Oberpfalz kennt den Lumpen bzw. Hadern natürlich schon. Wenn man diese Hadern zu einem großen Tuch zusammennähte, konnte man Umhänge, Jacken und Hüte daraus fertigen. Das Handwerk gibt es heute noch, gelegentlich stellt man für Urlauber Hüte her, die wie hellbraunes, weiches Wildleder aussehen. Heutzutage wird allerdings beim Einweichen eine chemische Lösung verwendet und kein Schweineurin mehr, würde doch sonst ein jeder seine Nase rümpfen. Im Sprachgebrauch bleibt das Schwein uns aber treu.

"Deshalb heißt dieser Zunderschwamm im Bayerischen Wald Hodernsau – Lappenschwein auf Hochdeutsch."

Teilnehmer

Das "Baumei"

Mit diesen Erkenntnissen geht es die letzten Rundungen im sogenannten „Baumei“, einer Konstruktion aus Holz und Stahl, nach oben. Auf 500 Meter Länge schraubt sich der Baumwipfelpfad hier in die Höhe. Das hört sich anstrengender an als es ist. Mit gerade mal einer Steigung von zwei bis sechs Prozent fällt der Aufstieg relativ leicht und ist außerdem barrierefrei gestaltet, also auch für Rollstuhlfahrer oder Familien mit Kinderwägen geeignet.

Die letzten Meter geht es über eine Wendeltreppe nach oben und schon breitet sich vor uns das Meer des Bayerischen und Böhmischen Waldes aus. An klaren Tagen sieht man sogar bis hin zu dem nördlichen Alpenhauptkamm. Dicht gedrängt zwischen all den Ausflüglern stehen wir auf der 44  Meter hohen Plattform und genießen das Panorama:

Blauer Himmel, strahlender Sonnenschein und nicht im Wald allein.

"Schön, aber wir haben natürlich auch Glück mit dem Wetter. Einfach herrlich, der Ausblick ist wunderbar. Rechts ist der Drei Sessel, gradaus der Lusen, und links der Rachel. Diese Weite fasziniert mich so. Schön so von oben, wirklich die Spitzen zu sehen. Vogel möchte ich sein und aus dieser Perspektive alles sehen."

Schlusseindrücke der Teilnehmer


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