Bayern 2 - Zeit für Bayern


2

Alte bayerische Kartenspiele Süchtig nach "Bettel" und "Mord"

Thomas Muggenthaler hat sich auf die Suche nach alten Kartenspielen gemacht, die schon auf der imaginären roten Liste des bayerischen Brauchtums stehen, weil sie, im Gegensatz zum „Watten" und „Schafkopf" kaum mehr gespielt werden.

Von: Thomas Muggenthaler

Stand: 30.03.2014 | Archiv

Bayerische Spielkarten | Bild: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg

„Vor allem geht es um den Spaß" sagt Kathrin Roider, eine von drei Damen am Tisch. Diebisch freuen sich die Frauen, wenn sie den einzigen Mann in der Runde zur Kasse bitten können. Die vier treffen sich regelmäßig in der Gaststätte Hastreiter in Waffenbrunn im Landkreis Cham jeden Donnerstag zum „Grasoberln" In den grünen Geldschüsselchen liegen nur rote Fünf-Cent-Stücke. Die Tarife sind gemäßigt. Das teuerste Spiel kostet 25 Cent. Die Kartenspieler erklären, worauf es ankommt, beim „Mord" und beim „Bettel" und was ein „Kafferer" ist, bei dem man Karten kaufen kann.

Watten, Haferltarock und L'Hombre

Bayerische Spielkarten - gemalt im KZ Flossenbürg

Thomas Muggenthaler hat sich auf die Suche nach alten Kartenspielen gemacht, die schon auf der imaginären roten Liste des bayerischen Brauchtums stehen, weil sie, im Gegensatz zum „Watten" und „Schafkopf" kaum mehr gespielt werden.

Angelika Schüdel und Bayern 1 Reporter Thomas Muggenthaler  | Bild: BR

Thomas Muggenthaler im Interview

In Regensburg hat er beispielsweise Fans vom „Wallachern" getroffen, einem Kartenspiel für drei Personen, bei dem es ebenfalls einen „Bettel" und einen „Mord" gibt.

Kartlerrunden treffen sich regelmäßig

Er hat auch Leute gefunden, die noch den „Haferltarock" spielen, eine bayerische Form des Tarocks, die sich immer noch zäh hält. In seinem Zeit-für-Bayern-Feature ist aber auch die Rede vom „L’Hombre"-Spiel, das einst die Professoren der bayerischen Landesuniversität nächtelang praktizierten und vom „Schinderhansenziagn", der bayerischen Form des „Schwarzen Peter".

Spielkartenexperte Manfred Hausler

Manfred Hausler

ist der vermutlich beste Kenner der bayerischen Spielkarten weltweit. Hausler ist seit über 20 Jahren Mitglied der International Playing-Card Society (London) gehört dem österreichisch-ungarischen Spielkartenverein „Talon“ in Wien und Budapest an und ist einer der Gründer der deutschen Spielkartengesellschaft „BubeDameKönig“ in Berlin.
Während seiner jahrzehntelangen Forschung zur Geschichte der bayerischen Spielkarten trug er eine bedeutende Sammlung historischer Karten zusammen. Hausler ist nicht nur in Fachkreisen ein gefragter Ansprechpartner für Vorträge und ein geschätzter Autor mehrerer Publikationen zum Thema. u.a. Manfred Hausler, Trommler und Pfeifer, ISBN: 978-3-937200-89-7, über 200 Seiten, mit über 300 Abb. in Farbe, 28.00 €. (Wir verdanken Manfred Hausler zahlreiche Abbildungen.)


2