Bayern 2 - Land und Leute


10

Vom "Sonnenwinkel" zum BND Die Entstehung des BND in Pullach nach 1945

Nach Kriegsende beschlagnahmten die Amerikaner eine auf der Gemarkung der Gemeinde Pullach gelegene NS-Mustersiedlung. Später zog der "Bundesnachrichtendienst" dort ein. Seither ist das Gelände von meterhohen Zäunen und Mauern umgeben - und "off limits" für alle Neugierigen. Ulrich Chaussy hat sich davon nicht abschrecken lassen und sich auf eine historische Spurensuche begeben.

Von: Ulrich Chaussy

Stand: 24.11.2013 | Archiv

Bundensnachrichtendienst in Pullach | Bild: picture-alliance/dpa

Mit dem Ende des Nazireiches beschlagnahmten die Amerikaner die "Reichssiedlung Rudolf Heß" und verwandelten sie in eine Geheimdienstzentrale. Für die Bürger Pullachs und die Öffentlichkeit wurde nun noch rätselhafter, was dort vorging. Denn seit dort die "Organisation Gehlen" einzog und dann der "Bundesnachrichtendienst", ist das Gelände von meterhohen Zäunen und Mauern umgeben - und "off limits" für alle Bürger, mit Ausnahme der dort beschäftigten Geheimdienstmitarbeiter, die sich selbstverständlich und laut Dienstvertrag über das Leben zwischen Bäumen, Gebäuden und Antennen auszuschweigen haben.

Reinhard Gehlen und die Amerikaner

Reinhard Gehlen (1944) | Bild: picture-alliance/dpa

Reinhard Gehlen (1944)

Nach dem Krieg befassten sich CIC-Agenten mit einem ehemaligen deutschen General, der zwei Wochen nach Kriegsende von einem Versteck auf der Elendsalm über dem Spitzingsee herabgestiegen war und sich dort den Amerikanern gestellt hatte. Er hieß Reinhard Gehlen und stellte sich als ehemaliger Chef des Militärnachrichtendienstes "Fremde Heere Ost" vor, der für die deutsche Militäraufklärung und Spionage in der  Sowjetunion zuständig war. Er bot an, in den Dienst der Amerikaner zu treten - und neben seinem Wissen Mikrofilm-Kopien aller wichtigen Akten, Agentenlisten und Dossiers seines Dienstes mitzubringen.

Die Amerikaner prüften daraufhin Reinhard Gehlen und sein Angebot äußerst argwöhnisch. Sie schafften ihn für ein Jahr in die USA nach Fort Hunt - und sie bargen seine in den Alpen versteckten Unterlagen. - Durften sie, sollten sie eine gerade noch für das nationalsozialistische Deutschland arbeitende Geheimdienst­organisation für sich einspannen? Sie taten es schließlich, als der Kalte Krieg begann: Gehlens Kalkül war aufgegangen.

Im Jahr 1956 hatte Reinhard Gehlen dann endlich sein großes Ziel erreicht. Sein Nachrichtendienst löste sich von der amerikanischen Aufsicht und wurde zum offiziellen Auslandsgeheimdienst der Bundesrepublik, zum Bundesnachrichtendienst BND.

Neue BND-Zentrale in Berlin

Modell der neuen BND-Zentrale in Berlin

Bis 2017 wird der BND nach Berlin in seine neue Zentrale ziehen. Die Mauern um die Siedlung werden fallen. Eben erst haben Pullacher Bürger einen Geschichtsverein gegründet. Sie wollen wissen, was hier in der Nazizeit geschah - und was in den Jahrzehnten der Geheimdienstarbeit. - Ulrich Chaussy beteiligt sich an der historischen Spurensuche.

"Geschichtsforum Pullach" im Internet:

www.geschichtsforum-pullach.de


10