Bayern 2 - Land und Leute


92

Soraya in München Die Kaiserin auf dem Westfriedhof

Sieben Jahre lang - von 1951 bis 1958 - war Soraya die Kaiserin von Persien, die "Deutsche auf dem Pfauenthron". Dann verstieß sie ihr Mann Schah Mohammed Pahlewi, weil sie ihm keine Kinder schenken konnte. Das Schicksal der Ex-Kaiserin rührte Millionen von Menschen, lieferte vor allem der Regenbogenpresse den Stoff für viele zu Herzen gehende Geschichten. Immer wieder kehrte Soraya nach München zurück, wo sie auch ihre letzte Ruhe fand. Ulrich Zwack erinnert an ihre glamouröse Persönlichkeit.

Von: Ulrich Zwack

Stand: 06.01.2020 | Archiv

Am Familiengrab 143-A-17 im Münchner Westfriedhof gehen die meisten achtlos vorüber. Dabei ruht darin zusammen mit ihren Eltern und ihrem Bruder keine Geringere als Soraya, ihres Zeichens geschiedene Ex-Kaiserin von Persien.

Beerdigung bei Nacht und Nebel

Soraya fand nicht als ehemalige Landesherrin ihre letzte Ruhe in der bayerischen Landeshauptstadt, sondern als Fremde, die Mitte November 2001 in einer Nacht- und Nebel-Aktion auf dem Westfriedhof beerdigt wurde.

"Wie des alles gmacht wordn is. Unglaublich. Die hams ja eingegraben in der Nacht, gell. In Paris war no a Trauerfeier. Und dann is nach München überführt wordn. Und dann hamses eigrabn. Ohne ein Hin und Her. Aufgrabn, zua. Oiso a Frechheit, gell. Aber, na ja."

(Martin Glässl)

Martin Glässel war wahrscheinlich der engste Vertraute und platonische Freund, den Soraya in München hatte. Wenn sich der ehemalige Stahlbauunternehmer an die würdelose Bestattung  der persischen Ex-Kaiserin erinnert, wird der besonnen wirkende Mann noch heute richtig grantig.

Die "Deutsche auf dem Pfauenthron"


In den 1950ern war Soraya, geborene Esfandiary-Bakhtiary, der deutschen Regenbogenpresse liebstes Kind. Ihre Lebensgeschichte war aber auch wirklich einfach zu schön. Erst rührselig-märchenhaft. Dann nicht minder rührselig herzerschütternd-traurig: Die Tochter eines persischen Nomadenfürsten und einer Deutschen steigt erst zur Kaiserin von Persien auf - und wird dann, nach wenigen Jahren Ehe, grausam vom Gatten verstoßen, weil sie keine Kinder bekommen kann.

"Und dann begab es sich, dass Mohammed Reza Pahlewi, der 1941 seinem Vater Reza Schah auf dem persischen Pfauenthron gefolgt war, ein Foto von Soraya in die Hände fiel und er sich spontan in das Konterfei verliebte. Im Jahr zuvor hatte sich der 'König der Könige' von seiner Frau Fawzia (Fausia) getrennt, der Tochter des ägyptischen Königs, weil sie ihm keinen männlichen Thronfolger geschenkt hatte.

Und jetzt war er auf der Suche nach einer neuen Frau. Warum es also nicht mit Soraya versuchen? Im Februar 1951 wurde Hochzeit gefeiert. Aus dem kleinen hübschen Mädchen mit den rätselhaften smaragdgrünen Augen wurde die Kaiserin von Persien."

(Ulrich Zwack)

Ein Leben im Jetset

Der Scheidung folgen Jahre in Saus und Braus. Voller Glamour und wahren oder nachgesagten Affären mit Jetset-Größen wie Gunter Sachs oder Maximilian Schell.

Die Ex-Majestät ist überall und nirgendwo zu Hause. In Köln und Marbella, in Rom und Paris. Und sie verbringt auch viel Zeit in München. Im Hotel Vier Jahreszeiten, im Hotel Conti. Im Herzogpark legt sie sich eine Villa zu, in Nymphenburg wohnt ihre Mutter.

Sie genießt das gute Essen im Gourmettempel "Humplmayr" und die Zigeunerromantik im Vergnügungslokal "Piroschka". Die einschlägige Journaille und die Paparazzi sind natürlich immer dabei, verbreiten unablässig das Bild von einer hochadligen Dauerpartymaus.

"Der 'St.-James-Club' stellte in Münchens alles in den Schatten, was sich in den 60er und 70er-Jahren Nachtlokal schimpfte. In das prickelnde Reizgebiet tauchte eines Tages Gunter Sachs ein. Am Arm hielt er niemand geringeren als Ex-Kaiserin Soraya. Ein paar Wochen dauerte der heiße Flirt. Aber aus Liebelei wurde keine Liebe: Die Beziehung löste sich nach einem Vierteljahr in Wohlgefallen auf."

(Michael Graeter, Gesellschaftskolumnist)

Das wahre Wesen der Soraya Esfandiary-Bakhtiary

Ulrich Zwack hat zu ergründen versucht, ob es daneben auch noch eine andere Soraya gegeben hat, und zu diesem Zweck einen prominenten sogenannten "Gesellschaftsreporter" befragt sowie einen von Sorayas engsten Münchner Vertrauten.

Beide erwiesen sich dabei auch noch postum der einstigen Wertschätzung durch die kaiserliche Hoheit durchaus für würdig; denn sie gewährten zwar ein ganz klein wenig Einblick ins wahre Wesen der Soraya Esfandiary-Bakhtiary - waren aber zugleich auf höchste Diskretion bedacht.

"Zwischen Sorayas Grabstein und dem prächtigen Blumenschmuck des Grabes liegt, halb verborgen, noch ein kleines steinernes Herz mit  der Aufschrift: 'Liebe lässt die Schmetterlinge tanzen'."

(Ulrich Zwack)


92