Bayern 2 - Land und Leute


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Die rote Weste von Schwabing Alexander Roda Roda in München

Alexander Roda Roda war ein Botschafter des Wiener Humors in Bayern, ein alt-österreichischer Münchner und als solcher ein Schwabinger Original, ein Vorläufer der Comedians von heute. Robert Schurz folgt den Spuren Alexander Roda Rodas, der 1938 ins amerikanische Exil fliehen musste.

Von: Robert Schurz

Stand: 21.04.2013 | Archiv

Alexander Roda Roda | Bild: picture-alliance/dpa

Noch heute könnten sich Comedians bei Alexander Roda Roda bedienen: Seine Humoresken, Schwänke, Witze, Glossen und Sketche sind schier unerschöpflich. Er war ein Münchner Original, aber er war kein Münchner, nicht einmal Bayer. Er stammte aus der Donaumonarchie, war ein Offizier der Reserve der könig-kaiserlichen Armee des alten Habsburger Reiches, ein leidenschaftlicher Reiter, ein Lebemann, Bohemien und ambitionierter Possenreißer. Um 1900 erschienen erste Arbeiten von ihm in der Zeitschrift "Simplicissimus", und bald war Roda Roda in der Münchner Literaturszene etabliert. Dabei war er durchaus umstritten: ein oberflächlicher Vielschreiber wurde er genannt, ein amoralischer Zyniker, aber auch ein begnadeter Satiriker.

Die "Rotweste" von Schwabing

Alexander Roda Roda | Bild: picture-alliance/dpa

Alexander Roda Roda

Sechs Jahre nach seiner Entdeckung durch Ludwig Thoma hatte Roda Roda - von Schwabinger Freunden überredet - beschlossen, nach München zu ziehen. Er hatte zuvor zwei Jahre in Berlin verbracht, aber kleinere Scharmützel mit der dortigen Staatsanwaltschaft und der damals legendäre Ruf von Schwabing als liberale Künstler-Heimat veranlassten den Satiriker, seine Zelte hier in der Clemensstraße aufzuschlagen, wo er sogleich seine Kontakte eifrig pflegte.

Schon bald war er in München stadtbekannt – nicht zuletzt dank seiner knallroten Weste. Derentwegen wurde er auch "Die Rotweste" genannt. Er verkehrte in der Künstlerkneipe "Brennnessel" in Schwabing, in der "Torggelstube", am liebsten aber im "Cafe Stefanie", wo er ständig durch sein Monokel nach Schachgegnern Ausschau hielt.

Er erschien sehr leutselig, gutmütig und war offensichtlich immer gut gelaunt. Ein Possenreißer der gehobenen Art, oft deutlich an der Grenze zur Geschmacklosigkeit, aber nie ohne Witz. Er schrieb Schwänke, Anekdoten und Satiren am laufenden Band, arbeitete für alle Zeitungen, die ihm etwas abkauften und verdiente dabei recht gut. Er schrieb nur für das zahlende Publikum, war also bei weitem kein idealistischer Künstler, der ungeachtet der äußeren Erwartungen seiner inneren Berufung folgte, und das wurde ihm von vielen Seiten übel genommen.

Werke (Auswahl)

  • Adelige Geschichten 1906
  • Alexander Roda Roda, Carl Rössler: Der Feldherrnhügel. Eine Schnurre in drei Akten 1910
  • Alexander Roda Roda, Gustav Meyrink: Der Sanitätsrat. Eine Komödie in drei Akten. Schuster & Loeffler, Berlin (u. a.) 1912
  • Schwabylon oder Der sturmfreie Junggeselle 1921
  • Ein Frühling in Amerika. Langes, München 1924
  • Roda Rodas Roman Autobiographie 1924
  • Die Panduren. Roman einer Landschaft Roman 1935

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