Bayern 2 - Land und Leute


11

Auguste Renoir in Weßling "Unsere Zeit in Bayern war herrlich"

Man höre und staune: Der berühmte französische Maler Auguste Renoir war einmal mit seiner Familie zur Sommerfrische in Weßling am See. Sein Sohn, Jean Renoir, der ein großer Filmregisseur wurde, hat sich immer gerne an diese herrliche Zeit in Bayern erinnert. - Elisabeth Tworek erzählt, wie die Renoirs ihre Ferien im Fünfseenland verbrachten.

Von: Elisabeth Tworek

Stand: 03.08.2014 | Archiv

Auguste Renoir | Bild: picture-alliance/dpa

Der impressionistische Maler Auguste Renoir verbrachte den Sommer 1910 in Weßling am See. Der Schweizer Sammler und Kunsthändler Franz Thurneyssen, der seit mehreren Sommern in Weßling logierte, hatte den damals in Cagnes in Südfrankreich lebenden Künstler eingeladen.

"Es war die letzte Reise, die ich machte. Ich bin gegen 1910 nach München gefahren … Sie haben dort einen sehr berühmten Rembrandt - die Kreuzabnahme, doch trotz des außerordentlichen Rufes dieses Bildes gestehe ich, dass ich es ein wenig kreidig finde ... Dagegen habe ich in der Pinakothek eine Sache gesehen, die mich über die Maßen gefesselt hat: einen Frauenkopf von Rubens, einen dick gemalten Rubens, nicht glatt wie gewöhnlich … Das ist Malerei! Auf prachtvolle Farben kann man setzen, was man will!"

(Auguste Renoir)

Ein Landaufenthalt sollte Auguste Renoirs Rheuma lindern

Der französische Filmregisseur Jean Renoir

Pierre-Auguste Renoir war ein bodenständiger Mensch, weder Dandy noch Bohemien, dem das Malen auch dann noch das größte Vergnügen bereitete, als er sich wegen einer schweren rheumatischen Krankheit nur noch mit Mühe bewegen konnte. Da versprach ein Landaufenthalt Linderung. Der berühmte Maler bezog mit seiner Familie im alten Schulhaus Quartier. Sein Sohn Jean Renoir, der ein berühmter Filmregisseur wurde, erzählt von der Weßlinger Sommerfrische in seinen Erinnerungen. Vom Maler Heinrich Brüne wissen wir, dass in seinem Atelierhaus in Oberpfaffenhofen das Renoir-Porträt der Gastgeberin "Madame Thurneyssen mit ihrer Tochter auf den Knien" entstand.

"Unsere Zeit in Bayern war herrlich. In Weßling hatten wir ein Häuschen gemietet, das direkt am See lag.(…). Meine Mutter hatte Renée Rivière mitgenommen, die noch nicht verheiratet war, und Paul Cézanne eingeladen. Aber er konnte nicht kommen, Herzensverwicklungen hielten ihn in Paris fest, die er erst hinter sich bringen wollte, ehe er sich Renée erklärte; mein Bruder Pierre war auch dabei. (…) Mein Bruder Claude war neun, der Sohn Thurneyssen Alexander, zwölf, ich sechzehn Jahre alt. Auch Jungen und Mädchen aus München, Freunde der Thurneyssens, gehörten zu unserer Schar."

(Jean Renoir)

Weßling war ein beliebtes Ziel der Münchner Künstler

Weßling am See

Aber warum gerade Weßling? Noch bevor es die Touristen nach Weßling zog, hatten die Maler den Ort entdeckt. Seit 1870 war das idyllische Bauerndorf ein beliebtes Ziel der Münchner Künstler, die mit Staffelei und Farben in die freie Natur hinauszogen und "plein air" sich im Licht verändernde Farbgefüge und Stimmungen der Landschaft einfingen. Mit der 1903 eröffneten Bahnlinie von Pasing nach Herrsching kamen die Münchner dann in Scharen nach Weßling, das damals gerade einmal 350 Einwohner zählte. Im Café am See trafen sich Professoren der Akademie mit einheimischen Honoratioren, Tagesausflüglern und Sommerfrischlern zum Plausch, Umtrunk und Kartenspiel. Und Auguste Renoir saß dabei.

Elisabeth Tworek erzählt, wie der Meister der Pastelltöne und des Lichts die Tage im Weßlinger Feriendomizil verbrachte, wie ihm die regionale Küche schmeckte, wie er sich mit den Einheimischen verständigte und was ihn an diesem Dorf so besonders faszinierte.


11