Bayern 2 - Land und Leute


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Ingolstadt 1516 Ein turbulenter Landtag und eine Hinrichtung

Renate Eichmeier berichtet über den Ingolstädter Landtag von 1516. - Dieser endete mit der Verabschiedung der Landesordnung, die Nieder- und Oberbayern zu einem Herzogtum mit einheitlichen wirtschaftlichen und rechtlichen Regelungen machte – und auch das bis heute gültige Reinheitsgebot für Bier umfasste …

Von: Renate Eichmeier

Stand: 24.04.2016 | Archiv

v.l. Herzog Ludwig X. von Bayern und Herzog Wilhelm IV. von Bayern (Glasfenster im Liebfrauenmünster) | Bild: Stadtarchiv Ingolstadt

Eine neue Zeit kündigte sich an. Die katholische Kirche rief mit ihrem florierenden Ablasshandel mutige Reformatoren auf den Plan. Der Buchdruck revolutionierte das europäische Geistesleben. Und die Gedankenwelt der Renaissance wanderte von den sonnigen Städten Oberitaliens in den kühlen Norden und führte weg vom Jenseitsdenken des Mittelalters hin zum sinnenfrohen Humanismus: der Mensch im Mittelpunkt, seine Würde, seine Fähigkeiten, sein Leben. Neue Impulse beflügelten weite Lebensbereiche, von Wissenschaft und Kunst bis hin zu Architektur und Mode - Während sich die Bayern anschickten, ihre internen Probleme zu lösen.

Ein gesellschaftlicher und politischer Groß-Event

Ende März 1516 begann in Ingolstadt ein großer gesellschaftlicher und politischer Event, der die Stadt wochenlang in Atem halten sollte: Der Landtag versammelte sich. Die Wittelsbacher Landesfürsten und die bayerischen Landstände reisten an, um über die Zukunft der Teilherzogtümer Ober- und Niederbayern zu entscheiden.

Hieronymus von Stauff wurde auf dem Rathausplatz hingerichtet

Das Liebfrauenmünster in Ingolstadt

Herzog Wilhelm IV. kam mit seinem Hofstaat aus München, sein Bruder Ludwig aus dem niederbayerischen Landshut. Sie residierten im Neuen Schloss. Die Vertreter des Adels, der Geistlichkeit und der Städte suchten sich mit ihren Bediensteten in und um Ingolstadt Unterkunft und Verpflegung. Nach der Eröffnungsmesse im Liebfrauenmünster ritten die herzoglichen Brüder Wilhelm IV. und Ludwig X. gemeinsam zum Neuen Schloss, gefolgt von einer Prozession der Universität mit Hunderten von Menschen. Der Landtag stand ganz im Zeichen der Versöhnung der beiden Brüder, die seit Jahren im Streit lagen. Seit 1506 bestimmte das Primogeniturgesetz den Erstgeborenen zum Regenten des Herzogtums Bayern, um die bis dato üblichen Landesteilungen zu beenden. Doch Ludwig hatte gegenüber seinem älteren Bruder Wilhelm IV. Ansprüche erhoben. Jahrelang schwelte der Konflikt, für den nun Wilhelms Hofmeister Hieronymus von Stauff mit seinem Leben bezahlen sollte. Ihm wurde vorgeworfen, die Brüder gegeneinander aufgehetzt zu haben. Er wurde einem sogenannten peinlichen Prozess unterzogen, zum Tode verurteilt und auf dem heutigen Rathausplatz vor Hunderten von Zuschauern hingerichtet.

Ingolstadt im Jahre 1516

Einer Einigung stand nichts mehr im Wege

Die Wittelsbacher Brüder hatten einen Schuldigen - und das Publikum hatte sein blutiges Spektakel. Einer Einigung stand nichts mehr im Wege. Der Landtag verlief in arbeitsamen Bahnen. Kirchenbesuche wechselten einander ab mit Beratungen in verschiedenen Ausschüssen, in denen Salzhandel, Steuern, Bestrafung von Verbrechen, Fragen von Wirtschaft und Rechtsprechung verhandelt wurden. Am 24.4. endete der Landtag mit der Verabschiedung der Landesordnung, die Nieder- und Oberbayern zu einem Herzogtum mit einheitlichen wirtschaftlichen und rechtlichen Regelungen machte - und auch das bis heute gültige Reinheitsgebot für Bier umfasste …

Ausstellungshinweis:

Dr. Beatrix Schönewald, Leiterin des Stadtmuseums Ingolstadt

500 Jahre reines Bier
Der Landtag zu Ingolstadt 1516


Stadtmuseum Ingolstadt
24. April 2016 – 9. Oktober 2016


Auf der Schanz 45
85049 Ingolstadt
Telefon: 08 41/3 05-18 81, -18 85
Fax: 08 41/3 05-18 88

Der Landtag zu Ingolstadt 1516 Format: PDF Größe: 1,94 MB


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