Bayern 2 - Land und Leute


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Georg Heim Der "Bauerndoktor"

40 Jahre lang hat der "Bauerndoktor" Georg Heim die bayerische Politik geprägt und begleitet. Ein kantiger Typ mit ebenso vielen Anhängern wie Feinden. Heute ist sein Name fast vergessen. Michael Zametzer erinnert mit einem Porträt zum 150. Geburtstag an eine große Persönlichkeit.

Von: Michael Zametzer

Stand: 19.04.2015 | Archiv

Georg Heim, bayerischer Bauernführer und Gründer der BVP (Bayrische Volkspartei), als Redner bei der Bauerntagung in Tuntenhausen (1931) | Bild: Scherl/Süddeutsche Zeitung Photo

"Eine bayerische Kraftnatur von seltenem Eichenwuchs, handfest in seiner Grobheit und ohne alle Leisetreterei, mit einem Wort: ein geborener Bauernführer."

(Benno Hubensteiner)

Ein kantiger Typ mit vielen Anhängern und auch Feinden

Georg Heim (1906)

Der "Bauerndoktor" wurde er genannt - dabei war Georg Heim nicht etwa Landarzt, sondern Realschullehrer, Agrarpolitiker, Publizist, Parteiengründer, Genossenschaftler - und: Eine der umstrittensten Persönlichkeiten im Bayern des beginnenden 20. Jahrhunderts. Geboren am 24. April 1865 in Aschaffenburg, hat er bis zu seinem Tod 1938 vierzig Jahre lang die bayerische Politik geprägt und begleitet.

Georg Heim, der Bauernführer:

Die Landwirtschaftlichen Zentralgenossenschaft in Bayern ist Heims großes Lebenswerk. Sie ermöglichte es den kleinen und mittelständischen Bauern, ihre Ware besser zu verkaufen und ihre Interessen gemeinsam zu vertreten. Daneben betrieb die Genossenschaft auch Waisenhäuser, Krankenhäuser und Landvolkshochschulen.

Georg Heim, der Politiker:

"Wir hatten schon eine Kultur, als sich in der Mark Brandenburg noch die Wildschweine den Arsch gewetzt haben!" - Nach dem Ende des 1. Weltkriegs trat Heim zusammen mit seiner Bayerischen Volkspartei (BVP) für einen Austritt Bayerns aus dem Deutschen Reich ein und wurde zum Wortführer der bayerischen Separatisten.

Bayerische Volkspartei (BVP)

Heinrich Held (l.) mit Reichspräsident Paul von Hindenburg (1931)

Nachdem die bayerische Organisation des Zentrums bereits während des Kaiserreichs eine Sonderrolle gespielt hatte, gründeten führende Mitglieder des bayerischen Zentrums um Georg Heim im November 1918 in Regensburg die BVP als bayerischen Arm des politischen Katholizismus.
Als Nachfolgepartei der bayerischen Zentrumspartei trat die BVP für die Unabhängigkeit und Eigenstaatlichkeit Bayerns in einem deutschen Staatenbund ein. Sie war in den 1920er Jahren die stärkste Partei in Bayern. Der BVP-Politiker Heinrich Held führte zwischen 1924 und 1930 alle bayerischen Kabinette an. Nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Eugen Ritter von Knilling (BVP) wurde Held mit den Stimmen von BVP, Deutschnationaler Volkspartei (DNVP), Deutscher Volkspartei (DVP) und des Bauernbunds am 28. Juni 1924 zum Ministerpräsidenten und Außenminister von Bayern gewählt. Dieses Amt hatte er ununterbrochen inne, bis ihn die Nationalsozialisten 1933 widerrechtlich absetzten.

Georg Heim, der Umstrittene:

Heim war ein glänzender Redner, verletzend scharf und direkt. Seine Angriffe richteten sich dabei auch immer wieder gegen Juden. Heims Rolle in den Anfangsjahren des sogenannten "Dritten Reichs" ist dagegen bis heute kaum erforscht.

Welche Erinnerungen gibt es heute noch an Georg Heim?

Wo hat der heute weitgehend in Vergessenheit geratene Bauernführer seine Spuren hinterlassen? Die Reise zu den biografischen Orten Georg Heims führt von seiner Geburtsstadt Aschaffenburg über Ansbach, den Ort der frühen Lehrerjahre in die nördliche Oberpfalz, wo Heim seine Genossenschaft aufgebaut hat. Schließlich nach Regensburg, den Ort der "Bauernuniversität", und nach Dießen am Ammersee, wo Heim die letzten Jahre seines Lebens verbracht hat.


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